You take the things you love and tear them apart
|
◇
purified pain
06.11.2022, 23:11
You do this, you do.
You take the things you love and tear them apart. Eurybia & Elysandre # 16.06.1NZK # Ba Sing Se - Äußerer Ring - Zirkusgelände Ihr fehlte der Zugang zu der Sprache, die es ihr ermöglicht hätte, über das zu reden, was in Capital City geschehen war. Je mehr Zeit sich zwischen ihrer Abreise aus der Feuernation und ihrer Wiederankunft im Erdkönigreich ausbreitete, desto kleiner wurde sogar das Zeitfenster, in dem Eurybia noch hätte darüber reden können. Als ihr Zorn und ihre Trauer um Shallan noch frisch gewesen waren, hätte sie eine Menge zu sagen gehabt aber so gut wie nie den Mund aufbekommen. Und jetzt, da ein jeder um sie herum beflissentlich so tat, als sei ihre Halbschwester nicht vor ihren Augen ermordet worden, war sie zwar bereit, darüber zu reden, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. Denn jedes Wort wäre unnütz; und zu beschreiben, was weiterhin in ihr wütete, erforderte das Offenbaren einer Empfindsamkeit, das sie weder sich selbst noch anderen gegenüber rechtfertigen konnte. Was brachte es ihr, über Shallan zu reden, nun, da sie tot war? Was brachte es, die Ungerechtigkeit aufzuzeigen, wenn doch nichts gegen sie auszurichten war? In keiner Sprache der Welt gab es genug Worte, die Eurybias Hilflosigkeit würden ausdrücken, geschweige denn merzen können. Weder was ihr gesagt wurde, noch was sie selbst über die Lippen brachte, besaß Gewicht. Es war gewichtslos, fruchtlos, sinnlos. Also schwieg sie sich in eine Abgeschiedenheit hinein, die ihr ein Gefühl von Unberührbarkeit vermittelte. Wenigstens war sie in dieser emotionalen Isolation sicher, mochte sie auch nur eine dämliche Illusion sein. Seit sie wieder in den Palast eingezogen waren und sie sich von Elysandre hatte verabschieden müssen, die zurück auf ihr eigenes Anwesen im Oberen Ring gezogen war, wusste Eurybia überhaupt nichts mit sich oder ihrer Zeit anzufangen. Im Gegensatz zu den schlauchenden Tagen ihrer Rundreise, die mit Banketten, Feierlichkeiten und Hofpolitik-lastigen Plappereien vollgestopft gewesen waren, bestanden ihre Tage im Palast Ken Shous aus einer tödlichen Leere. Sie war nicht einmal in ihre Hochzeitsvorbereitungen involviert, vermutlich weil man befürchtete, sie könne sie doch noch sabotieren … wahrscheinlicher war natürlich, dass man sie nicht in ihrer Trauerzeit stören wollte. Bis zu einem gewissen Grad war die Prinzessin von Omashu dankbar dafür — sie hatte kein Interesse daran, die Zurschauführung ihrer Ehe auch noch zu zelebrieren. Es könnte ihr kaum egaler sein, was an dem Tag geschah. Wenn es nach ihr ginge, wäre sie am liebsten gar nicht anwesend. Weder psychisch noch physisch — letzteres wäre schwerer zu bewerkstelligen, aber wenigstens ersteres ließe sich vielleicht mit einem passenden Mittel einrichten. Alternativ stellte sie sich vor, wie angenehm es wohl wäre, die Hochzeit zu verschlafen und nie wieder aufzuwachen. Nicht zu sterben, sie hatte kein Interesse am Tod, war auch nicht versucht, dem Abhilfe zu schaffen; sie wollte nur eine Weile nicht … denken. Nicht denken. Was für eine utopische Vorstellung das war. Sie konnte nicht nicht denken, auch wenn sie sich redliche Mühe gab, sich nicht mit ihrem eigenen Leben auseinandersetzen zu müssen. Eigentlich hatte sie sich immerhin mit allem abgefunden. Insbesondere seit sie all ihre Gefühle an Shallans Hinrichtung verbraucht hatte, war sie bereit, nichts mehr zu fühlen. Es wäre eine angenehme Abwechslung zu dem, was sie seit Jahren bereits pflegte zu tun: einfach nur so zu tun, als würde sie nichts fühlen, obwohl das natürlich nicht ganz der Wahrheit entsprach. Jetzt jedoch war sie in einer seltsamen Blase gefangen; in einem Vakuum, in dem nichts, was sie tat, eine Rolle spielte. Ob das der Grund war, warum Elysandre sie letzten Endes dazu überredet hatte, sie zu besuchen? Und dass sie dann entschlossen für sie beide entschied, dass sie einen Ausflug unternehmen würden, für den sie sich in Kleider hüllen mussten, die — man konnte es nicht anders sagen — ihren wahren Stand verschleierten? Skeptisch hatte Eurybia zwar nicht zugestimmt, aber sich auch nicht gewehrt. Sie konnte lediglich nicht nachvollziehen, warum Elysandre derart erpicht darauf war, mit der Eisenbahn den Oberen Ring zu verlassen — etwas, das die Prinzessin seit ihrer Ankunft in Ba Sing Se noch nie getan hatte. Ihr war bisher nur der Obere Ring gezeigt worden, und sie war zu beschäftigt damit gewesen, sich im Palast zu langweilen und Omashu zu vermissen, um sich zu bemühen, irgendetwas anderes sehen zu dürfen. Bei anbrechender Nacht und in die einfachen Kleider mittelständischer Frauen gekleidet — gut verarbeitet aber nicht halb so ausstaffiert und luxuriös wie die Gewänder, die sie sonst trugen — und mit hübsch geformten Masken auf den Nasen, die ihre Augen und die Stirn bedeckten, nur die Mundpartie ausließen, ließ Elysandre ihnen eine Kutsche kommen, die sie zum Bahnhof brachte, wo sie sich einfach unter die Menschen mischten. Die Rothaarige kümmerte sich fachmännisch darum, dass man sie nicht an der Weiterfahrt hinderte, und dann, dass sie sich unter die Menschen mischten. Menschen, die Eurybia noch nie gesehen hatte, die aber wiederum ihnen auch keinen zweiten Blick schenkten; was eindeutig anders gewesen wäre, wenn sie nicht derart ‘verkleidet’ gewesen wären. Also wenn es sich um einen offiziellen Besuch des Königshauses im Äußeren Ring gehandelt hätte. Die Fahrt über blieb Eurybia schweigsam, starrte hinaus und sah doch nur das Innere des Waggons in dem Fenster gespiegelt. Erst, als sie zusammen mit einem ungehörig massigen Strom an Menschen am Bahnhof ausstiegen und sie mit ihren Schuhen direkt als Erstes in einer Pfütze landete, öffnete sie den Mund, um leise und schwer auszuatmen. »Erinner mich noch mal … Warum hältst du es für so unerlässlich, diesen Nachtzirkus zu besuchen?« herkunft Ba Sing Se
stand Königsfamilie - Erde
alter 25 Jahre
gender Weiblich
bändigung Erde
beruf Prinzessin
größe 1,74
erscheinung
Eurybia ist noch immer schön anzusehen, selbst wenn ihre eisige rühr-mich-nicht-an Ausstrahlung die meisten Menschen erfolgreich auf Abstand hält. Wenn es sich einrichten lässt, bevorzugt es die Frau mit dem knochenbleichen Teint und dem goldenen, langen Haar, gar nicht erst wahrgenommen zu werden - in einem mit Menschen angefüllten Raum zu verschwinden, wäre ihr Traum. Doch als älteste Tochter von Balon, König von Omashu, ist ihr dies nie vergönnt gewesen. Auf Schritt und Tritt wird sie von Blicken verfolgt, die es ihr zur Angewohnheit haben werden lassen, eine gläserne Kälte wie ein zweites Gesicht über dem ihren zu tragen. Nur selten sieht man die blasierte Maske aufbrechen; zu lächeln scheint ihr unangenehm zu sein, obwohl sich erst bei diesem Gemütszug zeigt, wie hübsch ihr voller Mund tatsächlich ist, wie tief die Grübchen sich in ihre Wangen graben ... aber beim Lächeln zeigt sich auch die kleine angeborene Lücke zwischen ihren Vorderzähnen, für die sie von Kindesbeinen an von anderen Kindern am Hof verspottet wurde.
Sie ist es gewohnt, dass man sie nicht nur an ihren Handlungen, sondern als Prinzessin von Omashu auch an ihrem Aussehen misst, und hat sich doch nie mit den hohen Erwartungen anfreunden können, die an sie gehegt werden. Irgendetwas an Eurybia wirkt immer fehlplatziert, selbst wenn sie sich makellos präsentiert - irgendetwas passt nicht, ist immer zu sehr. Entweder ist sie zu blass, zu kalt, der Kiefer zu breit, die Augen zu wässrig blau, das Lächeln zu angestrengt, die Haltung zu steif, die Bewegungen zu kontrolliert, die Worte zu gewollt und der Geist dahinter zu wild, zu aufsässig, zu über alle Maßen gierig. Wenn man sie betrachtet, sieht man in ihrem Gesicht die Schönheit, mit der auch die Königsgemahlin Noe, ihre Mutter, gesegnet wurde, und doch fehlt es ihr an jener Leichtigkeit, an ihrer Grazilität. Die einzigen Male, in denen sie sich tatsächlich nicht fremd in ihrem Körper und den eigenen Bewegungen fühlt, ist beim Bändigen - doch wie es sich für eine Prinzessin gehört, hat man sie nie im Kampf unterrichtet, sondern lediglich im Kreieren schöngeistiger Kleinigkeiten, ebenso wie im Tanz mit dem Element. So wie auch sie nur Zierde ist, ihre Bildung und ihr Geist nur zum Locken und Binden eines passenden Ehemannes dienen, ist auch ihr Bändigen nichts weiter als das: eine Zierde ohne großartigen Nutzen. Dass sie die Erde wie einen festen Mantel um einen Menschen schließen und jenen zerquetschen könnte, sich dies schon oft ausgemalt hat, ist und bleibt eine Unaussprechlichkeit - denn eine Prinzessin würde solche Gedanken doch niemals hegen, sie nicht im Stillen in ihrem Kopf hin- und herrollen lassen, die Fantasie mit ihr füttern, nein.
Hinter der Fassade erscheint Eurybia wie ein Schatten, verborgen und verzerrt hinter milchigem Glas. Die Kleider der immerneuesten Mode mögen ihren Körper umhüllen, teure Stoffe sie zieren, Handschuhe aus fein gesponnener Seide sie vor Berührungen bewahren, und doch ist sie der Zierde lästig, ist sie es leid, nur ein Ausstellungsstück zu sein, das sich nur durch ein paar gnadenlos giftige Worte und der Eiszeit in ihrer Stimme Gehör verschaffen kann. Sie will aufstoßen, will sauer im Mund jener Menschen schmecken, die es wagen, in sie hineinbeißen zu wollen - zugleich scheut sie davor zurück, will mehr wie ihre heißgeliebte Mutter sein, mehr gar wie die sonnige, ihr nah am Herzen liegende Shallan - und wird doch unweigerlich keinen Erwartungen, weder ihren eigenen, noch denen anderer, gerecht.
gespielt von Chulia
(Name als Pronomen) 22.11.2022, 17:44
Zu behaupten, die vergangenen Wochen wären unerträglich gewesen, wäre pure Untertreibung, denn die Zeit, welche sie seit Shallans Hinrichtung zu verschlingen drohte, war nicht einfach nur unerträglich. Sie war grausam, schmerzerfüllt, aber allem voran vernichtend. Das verheerende Urteil hallte noch immer begleitet von Shallans Schreien durch ihren Kopf und der Anblick ihres von einem Monster auf brutalste Art und Weise zugerichteten Leibes hatte sich so fest in ihre Erinnerungen gebrannt, dass Elysandre bezweifelte, jene Bilder jemals aus diesen verbannen zu können. Nein, sie würden sie auf ewig bei dem bloßen Gedanke an Shallan zugrunde gehen lassen, denn die junge Zofe mochte zwar nur entfernt mit ihr verwandt gewesen sein, aber es fühlte sich dennoch so an, als hätte sie nicht nur eine Freundin, sondern auch eine Schwester verloren. Vielleicht lag dies aber auch daran, dass es ihr so vorkam, als wäre mit Shallans Hinrichtung auch in Eurybia etwas gestorben… Natürlich war es das. Wer ernsthaft glaubte, Eurybia wäre nicht mehr als ein kalter, toter Fisch ohne Emotionen und Gefühle, war nicht besser als jene, welche nun so taten, als würde Shallans Tod nichts bedeuten. Als hätte die Feuernation ihnen diese Gräueltat überhaupt gar nicht erst angetan. Aber nicht einmal Elysandre hatte die Kraft besessen, ihrer Cousine mit Halt zur Seite zu stehen. Nicht einmal Elysandre war davor bewahrt gewesen, sich von dieser Wucht in ein tiefes, dunkles Loch ziehen zu lassen und kläglich in diesem unterzugehen.
Ihre Reise zurück nach Ba Sing Se hatte sich angefühlt wie ein einziger Fiebertraum. Kaum einer von ihnen hatte auch nur ein Wort miteinander gewechselt und selbst beim Essen hatten sie es nicht ertragen, sich gegenseitig in die von Trauer und Wut gezeichneten Gesichter zu blicken. Angekommen in ihrer Heimat, war diese Stille nur noch lauter geworden, als Elysandre sich von den anderen getrennt und in ihr eigenes Anwesen im Oberen Ring zurückgekehrt war. War ihr jenes zuvor bereits unpersönlich und kahl vorgekommen, fühlten sich die hohen Wände nun wie die eines Gefängnisses an - was offenbar genügt hatte, um sie zwischenzeitlich mit dem Gedanken spielen zu lassen, einfach zurück nach Omashu zu reisen. Vielleicht sogar in einem absurden Augenblick des Schuldgefühls, welches noch immer auf ihren Schultern lastete, Feonirs Grab zu besuchen. Vollkommen lächerlich. Selbst wenn sie zurück nach Omashu reisen würde, würde dies nichts daran ändern, dass Shallan tot war. Selbst wenn sie ein paar hässliche Blumen auf Feonirs Grab legen würde, würde ihr dies nicht die Schuld von den Schultern nehmen. Egal was sie täte, es würde nichts ändern. Sie konnte lediglich auf ewig in ihrer Stille verzweifeln oder sich denen anschließen, welche es vorzogen, so zu tun, als wäre eine Hochzeitsfeier nun genau das, was sie brauchten - und zumindest heute erlaubte Elysandre es sich, ebenfalls so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Heute wollte sie weder trauern, noch wütend sein. Sie dachte weder daran, was für ein hinterhältiger Bastard Ken Shou war, weil er Shallans Tod und das Schicksal seiner einzigen Tochter einfach so hinnahm, noch daran, dass Melurian noch immer so tat, als wäre sie nicht mehr als ein Geist, während sich dieser verdammte Brusk so fest in ihren Kopf gesetzt hatte, dass sie am liebsten geschrien hätte. Nein, heute hatten diese Dinge alle keinen Platz in ihren Gedanken. Sie hatte an alles gedacht. Ihre Gesichter waren von filigran gefertigten Masken bedeckt, Seela hatte ihnen ein paar überaus einfältige Kleider besorgt, welchen Elysandre unter anderen Umständen nicht einmal einen einzigen Blick gewidmet hätte, und eine Kutsche fuhr sie zum Bahnhof des Oberen Rings, von welchem aus sie mit dem Zug bis in den Äußeren fahren würden - wie einfache Leute. Heute Nacht waren sie nicht Prinzessin Eurybia und Lady Elysandre, sondern lediglich zwei einfache Frauen, welche es wie viele andere auf den sonderbaren Zirkus des Maestros führte. Erinner mich noch mal … Warum hältst du es für so unerlässlich, diesen Nachtzirkus zu besuchen? Es musste an dem Getümmel der vielen aus dem Zug steigenden Menschen liegen, dass Eurybias Stimme nicht geradezu vor Begeisterung berstete. “Um Spaß zu haben”, erwiderte Elysandre unbeirrt und hakte sich noch im selben Augenblick bei Eurybia ein, um ja sicher zu gehen, dass sie ihr nicht doch noch einfach so davonlaufen würde. “Falls du überhaupt noch weißt, was das bedeutet.” Sie brauchte ihrer Cousine nicht in die Augen zu sehen, um zu wissen, dass der anderen eigentlich alles andere, als nach Spaß zumute war, aber auch dies versuchte sie zumindest heute Nacht zu übersehen. “Hier weiß niemand, wer wir eigentlich sind”, setzte Elysandre erneut zum sprechen an, während sie Eurybia weiter durch die Menschenmenge in Richtung des Zirkuseinganges führte. “Weißt du eigentlich, was das bedeutet? Heute Nacht können wir sein, wer wir wollen!” Von einer einfachen Näherin, bis hin zur gewieften Geschäftsfrau. In dieser Nacht standen ihnen alle Türen offen und es lag an ihnen, was sie damit machen würden. “Vielleicht sollten wir uns auch neue Namen ausdenken… Mhh, wie wär‘s, Rubika?” herkunft Ba Sing Se
stand Adel
alter 25 Jahre
gender Weiblich
bändigung Erde
beruf Adelsdame
größe 1,71
erscheinung
Am königlichen Hofe von Omashu gibt es nur wenige, die freiwillig den Blick von der rothaarigen Schönheit abwenden können, denn nicht nur die stürmischen Locken, welche ihr mittlerweile ein ganzes Stück bis über die Brust reichen, ziehen mit ihrer feurigen Farbe ihre Aufmerksamkeit auf sich, auch so ist Elysandre schon immer für ihre Schönheit bekannt und vor allem beim männlichen Geschlecht begehrt gewesen. Das schmale Gesicht mit den hohen Wangenknochen, Sommersprossen auf der Nase und der geradezu königlichen Blässe verdeckt dabei schnell mal, wie reserviert sie den meisten Menschen doch begegnet, wirkt es doch vor allem niedlich, geradezu unschuldig, während man weder den grünen Augen, noch ihrem Lächeln auch nur einen Wunsch abschlagen kann. Ja, ihr Lächeln hatte schon dem ein oder anderen Mann (und vielleicht auch Frau) den Verstand geraubt – und wenn dieses nicht überzeugend genug war, dann wohl der durchaus ausgeprägte Busen oder runde Hintern. Wirklich schämen, diese Dinge zu ihrem Vorteil zu nutzen, tat sie sich auch nie. Wenn man sie schon darauf reduzierte, sollte sie doch jedenfalls einen Gewinn daraus schöpfen dürfen und das tat sie definitiv…
gespielt von Alex
(sie/ihre)
◇
purified pain
24.11.2022, 18:55
« "Mir war nicht bewusst, dass du die Nähe zum Bürgertum als spaßig empfindest. Wann hast du dich denn jemals freiwillig unter das gemeine Volk gemischt?" »
Eurybia legte alles darauf an, nicht an Shallans Hinrichtung zu denken. Aber es wäre eine Lüge, zu behaupten, dass ihr dies tatsächlich gelang. Sie konnte noch so viele schöne Erinnerungen über den Tag der Hinrichtung stülpen - sie blieben nicht unberührt von der Wahrheit; alles Gute besaß mit einem Mal einen schmerzhaften, galligen Beigeschmack. Dachte sie an ihre Halbschwester, wie sie ihr früher schüchtern und liebevoll, mit einem vergebenden, einnehmenden Wesen gesegnet, zur Seite geestanden hatte, sah sie mit einem Mal auch die Hilflosigkeit in ihren Augen. Die nackte Angst in dem Weiß ihrer weit aufgerissenen Augen. Wenn in Eurybias Erinnerung Shallans Körper erzitterte, sie sich zu erwehren versuchte und dann doch leblos endete, nichts weiter als eine durch die Mangel genommene Leiche, die verstümmelt und grotesk verdreht, verbrannt und geschunden, ihr gar nicht mehr ähnlich sah, wurde der Prinzessin speiübel. Sie zitterte selbst. Sie schwitzte und fror zugleich. Sie erlitt Ängste und Pein und doch war ihr bewusst, dass dies nur ein Echo dessen war, was Shallan, ihre Shallan vor ihrem Tod noch durchlebt haben musste.Natürlich war an diesem Tag, so wie an jedem darauffolgenden Tag immer wieder aufs Neue, etwas in Eurybia gestorben. Gestorben war ihr Glaube daran, dass es so etwas wie Gerechtigkeit überhaupt gab. Shallan war für etwas gestorben, das nichts, absolut gar nichts, wert war. Und sich dieser grotesken Banalität bewusst zu sein, machte es einfach unmöglich, darüber zu reden - weil es nirgendwohin führte. Es würde sie, so glaubte sie, nicht beruhigen, nicht beschwichtigen, nicht in eine produktive Richtung drängen. Elysandre schien das auch zu wissen, denn sie brachte Eurybia in keinster Weise dazu, sich auch nur über das Geschehen zu äußern. Vielmehr teilten sie ein steifes Schweigen miteinander, das ungewöhnlich für die eine und extrem für die andere war. Tatsächlich wusste Eurybia überhaupt nicht, was in Elysandre vor sich ging. Aber es war ihr auch überhaupt nicht möglich, sich mit ihrer Cousine zu beschäftigen. Die Rückreise hatte sie selbst in einem Zustand von Wut und Trauer verbracht, der sie wie ein totes Insekt in Harz eingefangen hatte. Für sie hatte es keine Rolle gespielt, wie andere damit umgingen, weil sie zu aufgehalten von ihren eigenen Gefühlen gewesen war. Und jetzt war es einfach zu spät; zu spät für sie, Elysandre die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie vermutlich verdiente. Immerhin war Shallan auch für sie eine Bezugsperson gewesen; eine entfernte Verwandte und Freundin. Wofür Eurybia dankbar war, war, dass Elysandre nicht ihre eigene Trauer in die der Schwestern drängte, sondern sich in Distanz übte. Dass sich Eurybia dafür eventuell schämen sollte, gerade dafür Dankbarkeit zu empfinden, drang zu ihr selbst jedoch nicht durch. Doch obwohl es ihr noch immer schwer fiel, war sie doch an einen Punkt gelangt, an dem sie ihre Cousine wieder ansehen und sich nach Unterschieden in ihrem Verhalten umsehen konnte. Dem Anschein nach wirkte Elysandre besser dran als sie. Selbst mit der filigran gefertigten Maske auf der Nase blitzte in ihren Augen eine Entschlossenheit auf, die Eurybia nicht teilte. Ihr eigener Blick war matt, wirkte für Außenstehende vermutlich gelangweilt, obwohl es nicht Langeweile war, die sie empfand, sondern eine allumfassende Erschöpfung. Für sie war die Welt in dem Augenblick, in dem ihre Cousine und sie den Zugwaggon verließen, so verschlammt und unangenehm wie die Pfütze, in die sie prompt getreten war. Angeekelt rümpfte sie die Nase und schüttelte ihren Fuß aus, bevor sie ihren Rock leicht anhob, um über die Pfütze hinwegzutreten. Ironischerweise war es ihr wohl doch nicht egal, wie nass und dreckig der Saum ihrer Geraderobe wurde, obwohl die Kleider alles andere als nach ihren elitären Vorstellungen gefertigt waren. Im nächsten Augenblick hakte sich Elysandre bei ihr unter und zwitscherte als Antwort, es ginge darum, Spaß zu haben. "Spaß?" Eurybia konnte nur mit Mühe ein abfälliges Schnaufen unterdrücken, aber der Ton in ihrer Stimme verriet auch so bereits, wie wenig sie von der Idee hielt. "Mir war nicht bewusst, dass du die Nähe zum Bürgertum als spaßig empfindest. Wann hast du dich denn jemals freiwillig unter das gemeine Volk gemischt?" Das interessierte sie tatsächlich - denn sie beide waren doch unter den gleichen Umständen aufgewachsen, was hieß, dass sie von Kindesbeinen an mit dem Glauben injiziert worden waren, es wäre unter ihrer Würde, sich außerhalb eines offiziellen, wohlbehüteten Kontextes ihren Untergebenen zu zeigen. Dass Elysandre einer anderen Auffassung sein oder andere Erlebnisse gemacht haben könnte, kam Eurybia gar nicht in den Sinn. Weniger unglaubwürdig war die kleine Spitze, dass Eurybia vermutlich nicht mehr wusste, was Spaß bedeutete. Auch vor Shallans Hinrichtung war die Prinzessin für die wenigsten eine angenehme Gesellschaft gewesen, aber zumindest Elysandre hatte auch ihre andere Seite gekannt - so gut, dass Eurybia manchmal Angst gehabt hatte, die Rothaarige könne sie gegen sie verwenden. "Ich fühle mich nackt", erwiderte Eurybia mit Grabesstimme, war sie doch nur halb so eingeschnürt wie sonst, "ich weiß nicht, was daran spaßig sein soll." Sobald sie jedoch den Zirkuseingang erreichten, verstarben die Worte auf Eurybias Lippen. Vor ihnen türmte sich ein mit allerlei Tand geschmücktes Tor auf, das kunstvoll mit violetten und türkisfarben gestreiften Stoffen behangen war; diese wiederum wurden hinterrücks von Lichtern unheimlich beleuchtet, was einen schaurigen Effekt besaß. Ebenso schaurig war die Aussage Elysandres, hier wisse niemand, wer sie eigentlich wären. "Außer wir natürlich", fügte Eurybia trocken hinzu. Sie versuchte ja zu verstehen, was Elysandre an dem Spektakel reizte, aber so recht wollte es ihr nicht gelingen. "Wer willst du denn so dringend sein?" Sie warf Elysandre einen prüfenden Blick zu, der steinern wurde, sobald ihre Cousine ihr mit einem Mal, gewitzt wie sie war, einen neuen Namen verpasste. "Jetzt willst du mich doch nur demütigen", schnaufte sie und löste sich beleidigt vom Arm der anderen, um trotzig stehen zu bleiben. Was jedoch als kleiner Akt der Rebellion gegen Elysandres Häme gemeint gewesen war, artete mit einem Mal darin aus, dass man sie von hinten anrempelte und eine raue Stimme in ihr Ohr blaffte: "Ey, du bist nich die Einzige hier. Olle Fotze!" Eurybia, die unsanft beiseite gestoßen war, erblasste und schnappte wieder nach Elysandres Arm, die Lippen fest aufeinandergepresst, der Blick plötzlich ebenso zittrig wie ihr Körper. Ja, das war alles sehr spaßig hier, großartig. herkunft Ba Sing Se
stand Königsfamilie - Erde
alter 25 Jahre
gender Weiblich
bändigung Erde
beruf Prinzessin
größe 1,74
erscheinung
Eurybia ist noch immer schön anzusehen, selbst wenn ihre eisige rühr-mich-nicht-an Ausstrahlung die meisten Menschen erfolgreich auf Abstand hält. Wenn es sich einrichten lässt, bevorzugt es die Frau mit dem knochenbleichen Teint und dem goldenen, langen Haar, gar nicht erst wahrgenommen zu werden - in einem mit Menschen angefüllten Raum zu verschwinden, wäre ihr Traum. Doch als älteste Tochter von Balon, König von Omashu, ist ihr dies nie vergönnt gewesen. Auf Schritt und Tritt wird sie von Blicken verfolgt, die es ihr zur Angewohnheit haben werden lassen, eine gläserne Kälte wie ein zweites Gesicht über dem ihren zu tragen. Nur selten sieht man die blasierte Maske aufbrechen; zu lächeln scheint ihr unangenehm zu sein, obwohl sich erst bei diesem Gemütszug zeigt, wie hübsch ihr voller Mund tatsächlich ist, wie tief die Grübchen sich in ihre Wangen graben ... aber beim Lächeln zeigt sich auch die kleine angeborene Lücke zwischen ihren Vorderzähnen, für die sie von Kindesbeinen an von anderen Kindern am Hof verspottet wurde.
Sie ist es gewohnt, dass man sie nicht nur an ihren Handlungen, sondern als Prinzessin von Omashu auch an ihrem Aussehen misst, und hat sich doch nie mit den hohen Erwartungen anfreunden können, die an sie gehegt werden. Irgendetwas an Eurybia wirkt immer fehlplatziert, selbst wenn sie sich makellos präsentiert - irgendetwas passt nicht, ist immer zu sehr. Entweder ist sie zu blass, zu kalt, der Kiefer zu breit, die Augen zu wässrig blau, das Lächeln zu angestrengt, die Haltung zu steif, die Bewegungen zu kontrolliert, die Worte zu gewollt und der Geist dahinter zu wild, zu aufsässig, zu über alle Maßen gierig. Wenn man sie betrachtet, sieht man in ihrem Gesicht die Schönheit, mit der auch die Königsgemahlin Noe, ihre Mutter, gesegnet wurde, und doch fehlt es ihr an jener Leichtigkeit, an ihrer Grazilität. Die einzigen Male, in denen sie sich tatsächlich nicht fremd in ihrem Körper und den eigenen Bewegungen fühlt, ist beim Bändigen - doch wie es sich für eine Prinzessin gehört, hat man sie nie im Kampf unterrichtet, sondern lediglich im Kreieren schöngeistiger Kleinigkeiten, ebenso wie im Tanz mit dem Element. So wie auch sie nur Zierde ist, ihre Bildung und ihr Geist nur zum Locken und Binden eines passenden Ehemannes dienen, ist auch ihr Bändigen nichts weiter als das: eine Zierde ohne großartigen Nutzen. Dass sie die Erde wie einen festen Mantel um einen Menschen schließen und jenen zerquetschen könnte, sich dies schon oft ausgemalt hat, ist und bleibt eine Unaussprechlichkeit - denn eine Prinzessin würde solche Gedanken doch niemals hegen, sie nicht im Stillen in ihrem Kopf hin- und herrollen lassen, die Fantasie mit ihr füttern, nein.
Hinter der Fassade erscheint Eurybia wie ein Schatten, verborgen und verzerrt hinter milchigem Glas. Die Kleider der immerneuesten Mode mögen ihren Körper umhüllen, teure Stoffe sie zieren, Handschuhe aus fein gesponnener Seide sie vor Berührungen bewahren, und doch ist sie der Zierde lästig, ist sie es leid, nur ein Ausstellungsstück zu sein, das sich nur durch ein paar gnadenlos giftige Worte und der Eiszeit in ihrer Stimme Gehör verschaffen kann. Sie will aufstoßen, will sauer im Mund jener Menschen schmecken, die es wagen, in sie hineinbeißen zu wollen - zugleich scheut sie davor zurück, will mehr wie ihre heißgeliebte Mutter sein, mehr gar wie die sonnige, ihr nah am Herzen liegende Shallan - und wird doch unweigerlich keinen Erwartungen, weder ihren eigenen, noch denen anderer, gerecht.
gespielt von Chulia
(Name als Pronomen) 20.12.2022, 14:08
Elysandre hatte sich bereits oft ausgemalt, wie es sein würde, in die Rolle eines anderen zu schlüpfen. Nicht, weil sie ihr eigenes Leben nicht ausstehen konnte oder gar jenes leid war (zumindest nicht, wenn sie nicht gerade den Mord an ihrem Ehemann oder die Hinrichtung ihrer Cousine und mitunter engen Freundin verkraften musste), doch die Vorstellung davon, für ein paar Stunden das eines anderen zu führen und eine Geschichte zu erleben, welche man sonst lediglich aus klobigen Schriften und verstaubten Büchern kannte, hatte sie schon immer fasziniert und nicht zuletzt selbst zur Schreibfeder greifen lassen - wenn auch eher selten, in den letzten Monaten. Elysandres Feder war somit schon das ein oder andere Theaterstück entsprungen, welches überaus kitschig und überspitzt jedoch zu gut zu sein schien, um es tatsächlich auf die Bühnen des Erdkönigreichs zu schaffen. Solche Meisterwerke, wie man ihr einst zu verstehen gegeben hatte, als sie es gewagt hatte, eines ihrer Skripte bei einem Theater in Omashu einzureichen, waren fürs einfache Volk einfach zu anspruchsvoll. Das war zwar bedauerlich, aber auch nicht wirklich anders zu erwarten gewesen, wenn man bedachte, aus welchem Stand die Rothaarige doch kam. Und wer wollte sich als Teil des Adels schon freiwillig vorstellen, wie das einfache Volk lebte und dachte? Es gab nichts Schönes daran, zwischen Schlamm und Lärm zu leben, nichts idyllisches an dreckiger Arbeit und mangelndem Geld. Das einzig Gute an den unteren Schichten ihrer Gesellschaft war die Anonymität, welche jene ihnen gewährte, wenn sie es denn wagten, sich unter sie zu mischen, als würden sie zu ihnen gehören - und das war es auch, was sie in dieser Nacht hierher trieb. Was sie ausnahmsweise dazu bewegte, sich vorzustellen, wie es wohl war, ein Leben außerhalb von Reichtum und Schönheit zu verbringen. In der Hoffnung, sie würden so zumindest für eine Nacht vergessen können, was die vergangenen Wochen alles geschehen war.
Spaß. Ja, sie würden Spaß haben - und wenn nicht, würden sie sich halt betrinken, bis sie Spaß hatten. Auch wenn der Wein hier verwässert war und eine zu bittere Note hatte, besaß er auch in der Nähe des Bürgertums doch die gleiche Wirkung wie im Oberen Ring. Zumindest darauf war Verlass. Wann hast du dich denn jemals freiwillig unter das gemeine Volk gemischt? Es war eine berechtigte Frage, auf welche die Antwort für jemanden wie sie doch eigentlich einfach sein sollte und doch zögerte Elysandre einen Moment lang, als sie gedanklich feststellen musste, dass es sie in den letzten Wochen doch öfter in die unteren Ringe getrieben hatte, als ihr lieb war. Auf der Suche nach Melurian durch den Mittleren Ring zu stolzieren, war eine Sache, doch dass es sie erst vor wenigen Tagen genau hierhin, bis in den Äußeren Ring getrieben hatte, nur um nach diesem Lügner und Betrüger Ausschau zu halten, gehörte dann doch zu den Dingen, welche Elysandre momentan selbst vor Eurybia für sich behielt. Sie musste es ihr auch gar nicht erzählen, um zu wissen, mit was für einem Urteil ihre beste Freundin sie ansehen würde, wenn sie erfahren würde, dass es niemand anderes als der seltsame Carl war, nach dessen Nähe Elysandre sich auf so absurde Art und Weise sehnte, dass sie sich regelrecht dafür schämte. “Im Mittleren gibt es eine wirklich gute Bäckerei”, erwiderte Elysandre nach einigem zögern und hoffte einfach, dass Eurybia nicht weiter nachhaken würde. Falls doch, überhörte Elysandre dies einfach, so wie sie auch Eurybias Gejammer darüber, dass sie sich nackt fühle und nicht wüsste, was daran spaßig sein sollte, ignorierte und sie einfach weiter mit sich zog, bis sie das violett-türkis umhüllte Tor des Zirkuseingangs erreichten. Wer sie so dringend sein wollte? Seltsamer Weise hatte sie sich darüber bisher noch nicht wirklich Gedanken gemacht und so war es auch ein neuer Name für Eurybia, welcher zunächst ihre Lippen verließ, der jedoch nicht wirklich auf Anklang stoß. Beleidigt löste Eurybia sich aus ihrem Griff und blieb zwei Schritte hinter Elysandre stehen, ehe jene sich wieder zu ihr umdrehte. “Also so schlecht war der Name jetzt auch nicht…” Bevor sie Eurybia fragen konnte, welchen Namen sie stattdessen denn haben wollte, wurde jene jedoch grob von hinten angerempelt und bekam sogleich ein paar grobe Worte um die Ohren geschmissen, welche Elysandre kurz das so schöne Gesicht verziehen ließen. Spaßig, jaha, und weil sie so viel Spaß hatten, bahnten sie sich auch mit so zügigen Schritten einen Weg über das Zirkusgelände. “Okay, mhh…” Suchend wanderte Elysandres Blick über die vielen unterschiedlichen Zelte. “Wir könnten… uns das Hauptzelt angucken, ich glaube, da gibt es auch ein paar Aufführungen von Akrobaten. Oder wir suchen erstmal was zu trinken - was meinst du?”, wand sie sich dann wieder Eurybia zu und hoffte, der Pöbel hatte sie nicht bereits zu sehr verschreckt. “Oh, wobei, nein-“, kam ihr ein anderer Gedanke, als ihr Blick auf dem von Erdbändigern gesteuertem Karussell schräg hinter Eurybia hängen blieb. “Ich hab eine bessere Idee!” Ehe sie sich versah, hatte Elysandre Eurybia auch schon erneut gepackt, um sie geradewegs zu der Attraktion zu ziehen. herkunft Ba Sing Se
stand Adel
alter 25 Jahre
gender Weiblich
bändigung Erde
beruf Adelsdame
größe 1,71
erscheinung
Am königlichen Hofe von Omashu gibt es nur wenige, die freiwillig den Blick von der rothaarigen Schönheit abwenden können, denn nicht nur die stürmischen Locken, welche ihr mittlerweile ein ganzes Stück bis über die Brust reichen, ziehen mit ihrer feurigen Farbe ihre Aufmerksamkeit auf sich, auch so ist Elysandre schon immer für ihre Schönheit bekannt und vor allem beim männlichen Geschlecht begehrt gewesen. Das schmale Gesicht mit den hohen Wangenknochen, Sommersprossen auf der Nase und der geradezu königlichen Blässe verdeckt dabei schnell mal, wie reserviert sie den meisten Menschen doch begegnet, wirkt es doch vor allem niedlich, geradezu unschuldig, während man weder den grünen Augen, noch ihrem Lächeln auch nur einen Wunsch abschlagen kann. Ja, ihr Lächeln hatte schon dem ein oder anderen Mann (und vielleicht auch Frau) den Verstand geraubt – und wenn dieses nicht überzeugend genug war, dann wohl der durchaus ausgeprägte Busen oder runde Hintern. Wirklich schämen, diese Dinge zu ihrem Vorteil zu nutzen, tat sie sich auch nie. Wenn man sie schon darauf reduzierte, sollte sie doch jedenfalls einen Gewinn daraus schöpfen dürfen und das tat sie definitiv…
gespielt von Alex
(sie/ihre)
◇
purified pain
06.01.2023, 15:35
Elysandres Verhalten erweckte in Eurybia den Anschein, dass die Rothaarige den Verstand verloren haben musste. Irgendetwas war auf jeden Fall in sie gefahren, das die Prinzessin weder verstand, noch was sie der anderen entlocken konnte. Sie waren doch beide nicht dafür bekannt, nach Abenteuer zu suchen, und doch schien es ihre Cousine heute auf genau das anzulegen. Dabei war Eurybia die letzte Person, die so etwas wie ein Abenteuer ertragen konnte, bedeutete es doch, dass man ein Stück weit die Kontrolle abgab. Und bei aller Liebe zu Elysandre, wollte Eurybia ihr diese Macht nicht geben. Nein, wenn Spaß zu haben hieß, die Kontrolle abzugeben, würde die Prinzessin von Omashu bis zu ihrem Tod ein freudloses Leben führen müssen.
»Eine Bäckerei im Mittleren Ring zu besuchen klingt angenehmer als … das hier«, schnaufte Eurybia leise und fragte sich, warum Elysandre und sie nicht das hätten unternehmen können, anstatt in Kleidern, die ihnen nicht gehörten und die sich ungewohnt billig am Körper anfühlten, über das Gelände eines Nachtzirkus’ spazierten, der wiederum Menschen aller Art anlockten. Auch Menschen wie den Grobian, der sie angepöbelt hatte und dessen Stimme sie so dermaßen hatte zurückzucken lassen, dass sie wie ein kleines Kind, auf der Suche nach der Hand der Mutter, wieder nach Elysandres Arm griff. »Sag bloß, dir schlackern bei dem Ton nicht die Ohren …«, wisperte sie. Aber dann ließ sie sich von ihrer Cousine weiter ziehen, zumindest ein klein wenig dankbar, dass die Frau die Führung übernahm. Eurybia hätte allein wahrlich nicht gewusst, wo sie ohne Elysandre hätte hingehen oder auch nur hinsehen sollen. Obwohl es sich um einen Nachtzirkus handelte, waren die Zelte, zwischen denen sich die Menschen drängten, bunt erleuchtet. Feuerwerk knallte durch die Luft, die einerseits von schwefeligem Rauchgeruch erfüllt war und andererseits zuckrig duftete — an den unterschiedlichen Ständen wurden etwage Leckereien von Verkäufern feilgeboten, die allesamt kostümiert waren. Gruselige Farbmuster verunstalteten ihre Gesichter, erweckten eine Fremdartigkeit, die sich mit nichts vergleichen ließ, was Eurybia bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hatte. Wie aus einer anderen Welt waren selbst die Akzente, die die Sprache der Marktschreier durchwirkten; keiner schien dem anderen gleich zu sein. Es war verwirrend, es war aufregend, und Eurybia fühlte sich überhaupt nicht wohl, sondern kam sich eher vor, als habe man sie in einen unkontrollierbaren Traum versetzt. Etwas zu trinken zu suchen, klang nach einer furchtbaren Idee, und doch wäre Eurybia dem nicht abgeneigt gewesen. Doch wieder änderte Elysandre mittendrin ihre Meinung und schleifte ihre Cousine stattdessen ein paar Meter weiter, an den nach heißem Apfelwein duftenden Ständen vorbei, hin zu einer Apparatur, die einer Eisenbahn ähnelte, nur auf deutlich kleinerem Raum. Betätigt wurde sie von ein paar Erdbändigern mit hochgekrempelten Ärmeln. Ihre Gesichter waren kalkweiß mit Kreide eingeschmiert, die Augenbrauen tintenschwarz bemalt, und an ihren Schläfen glänzte der Schweiß. Eurybia schüttelte vehement mit dem Kopf, als die Erdachterbahn an ihnen vorüber ratterte, mit Kindern und Erwachsenen darin, die ganz grässlich schrien. »Was ist das für eine Todesmaschine … nein, Lysie. Nein.« Grob entwand sich Eurybia ein weiteres Mal dem Griff der Rothaarigen und drehte sich auf dem Absatz um. »Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber ich habe keinerlei Todessehnsucht. Lass uns … lass uns lieber etwas trinken, ja.« herkunft Ba Sing Se
stand Königsfamilie - Erde
alter 25 Jahre
gender Weiblich
bändigung Erde
beruf Prinzessin
größe 1,74
erscheinung
Eurybia ist noch immer schön anzusehen, selbst wenn ihre eisige rühr-mich-nicht-an Ausstrahlung die meisten Menschen erfolgreich auf Abstand hält. Wenn es sich einrichten lässt, bevorzugt es die Frau mit dem knochenbleichen Teint und dem goldenen, langen Haar, gar nicht erst wahrgenommen zu werden - in einem mit Menschen angefüllten Raum zu verschwinden, wäre ihr Traum. Doch als älteste Tochter von Balon, König von Omashu, ist ihr dies nie vergönnt gewesen. Auf Schritt und Tritt wird sie von Blicken verfolgt, die es ihr zur Angewohnheit haben werden lassen, eine gläserne Kälte wie ein zweites Gesicht über dem ihren zu tragen. Nur selten sieht man die blasierte Maske aufbrechen; zu lächeln scheint ihr unangenehm zu sein, obwohl sich erst bei diesem Gemütszug zeigt, wie hübsch ihr voller Mund tatsächlich ist, wie tief die Grübchen sich in ihre Wangen graben ... aber beim Lächeln zeigt sich auch die kleine angeborene Lücke zwischen ihren Vorderzähnen, für die sie von Kindesbeinen an von anderen Kindern am Hof verspottet wurde.
Sie ist es gewohnt, dass man sie nicht nur an ihren Handlungen, sondern als Prinzessin von Omashu auch an ihrem Aussehen misst, und hat sich doch nie mit den hohen Erwartungen anfreunden können, die an sie gehegt werden. Irgendetwas an Eurybia wirkt immer fehlplatziert, selbst wenn sie sich makellos präsentiert - irgendetwas passt nicht, ist immer zu sehr. Entweder ist sie zu blass, zu kalt, der Kiefer zu breit, die Augen zu wässrig blau, das Lächeln zu angestrengt, die Haltung zu steif, die Bewegungen zu kontrolliert, die Worte zu gewollt und der Geist dahinter zu wild, zu aufsässig, zu über alle Maßen gierig. Wenn man sie betrachtet, sieht man in ihrem Gesicht die Schönheit, mit der auch die Königsgemahlin Noe, ihre Mutter, gesegnet wurde, und doch fehlt es ihr an jener Leichtigkeit, an ihrer Grazilität. Die einzigen Male, in denen sie sich tatsächlich nicht fremd in ihrem Körper und den eigenen Bewegungen fühlt, ist beim Bändigen - doch wie es sich für eine Prinzessin gehört, hat man sie nie im Kampf unterrichtet, sondern lediglich im Kreieren schöngeistiger Kleinigkeiten, ebenso wie im Tanz mit dem Element. So wie auch sie nur Zierde ist, ihre Bildung und ihr Geist nur zum Locken und Binden eines passenden Ehemannes dienen, ist auch ihr Bändigen nichts weiter als das: eine Zierde ohne großartigen Nutzen. Dass sie die Erde wie einen festen Mantel um einen Menschen schließen und jenen zerquetschen könnte, sich dies schon oft ausgemalt hat, ist und bleibt eine Unaussprechlichkeit - denn eine Prinzessin würde solche Gedanken doch niemals hegen, sie nicht im Stillen in ihrem Kopf hin- und herrollen lassen, die Fantasie mit ihr füttern, nein.
Hinter der Fassade erscheint Eurybia wie ein Schatten, verborgen und verzerrt hinter milchigem Glas. Die Kleider der immerneuesten Mode mögen ihren Körper umhüllen, teure Stoffe sie zieren, Handschuhe aus fein gesponnener Seide sie vor Berührungen bewahren, und doch ist sie der Zierde lästig, ist sie es leid, nur ein Ausstellungsstück zu sein, das sich nur durch ein paar gnadenlos giftige Worte und der Eiszeit in ihrer Stimme Gehör verschaffen kann. Sie will aufstoßen, will sauer im Mund jener Menschen schmecken, die es wagen, in sie hineinbeißen zu wollen - zugleich scheut sie davor zurück, will mehr wie ihre heißgeliebte Mutter sein, mehr gar wie die sonnige, ihr nah am Herzen liegende Shallan - und wird doch unweigerlich keinen Erwartungen, weder ihren eigenen, noch denen anderer, gerecht.
gespielt von Chulia
(Name als Pronomen) |