The Beauty and the beast
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totally normal
31.10.2022, 20:18
Fergus hatte Jahrmärkte schon immer geliebt — dieses Spektakel, das Übermaß an Essen, von fettig zu salzig bis süß war alles dabei, die oft verquere, schief klingende und sich miteinander vermischende Musik, ja, die schier unerschöpfliche Masse an Attraktionen, erfüllte ihn mit ungebändigter Freude. Insbesondere wenn man in einem kleinen Fischerdorf fest hing, in dem gefühlt nichts Spannenderes geschah, als dass man munkelte, hinter drei dicht aufeinanderfolgenden Schwangerschaften unverheirateter Frauen stecke ein benachbarter Hallodri, der den armen Dingern das Blaue vom Himmel versprach und sich dann doch immer wieder erfolgreich aus der Affäre zog, war jegliche Art von Markt eine willkommene Abwechslung.
Doch das hier war kein normaler Jahrmarkt, ja, nicht einmal ein normaler Zirkus, wie er in Fergus’ Kindheit immer mal durch die Örtlichkeit gekommen war. Dabei konnte der ehemalige Soldat auch nicht sagen, was eigentlich so anders war. Der aufgeblasene Name des Zirkusdirektors kam ihm zwar in den Sinn, aber ein Name allein erklärte nicht ganz die Befremdlichkeit, die sich sowohl schaudrig als auch schön in Fergus breit machte, wenn er sich zwischen den Zelten bewegte. Ein Zirkus bei Nacht, das deutete schon an, dass es nichts für die Jüngsten unter ihnen war — so sehr sie auch bettelten, brachte man sie vermutlich zeitig ins Bett, nur die Jugendlichen und jungen Erwachsenen konnte man nicht davon abhalten, sich unter die richtigen Erwachsenen oder gar Greise zu mischen. Nicht dass Fergus sich sonderlich dafür interessierte, was andere Leute mit ihren Kindern anstellten, aber er fragte sich natürlich, ob so ein Nachtzirkus mit lauter kostümierter Gestalten, eine gruseliger als die andere, der richtige Ort für das leicht zu beeindruckende Gemüt seiner Tochter war. Bekanntermaßen besaß Hina bereits eine blühende Fantasie, die nicht noch mehr Futter zum Expandieren benötigte … Somit hatte er zu Recht im ersten Augenblick geblafft, sie dürfe nicht auf den Nachtzirkus, sie sei doch noch ein Kind, zu jung dafür, zu beeinflussbar, und er würde sich erst einmal selbst ein Bild von diesem verkommenen Ort machen. Er, der selbst ein Paradebeispiel für Verkommenheit war, würde jawohl am ehesten mögliche Gefahren schnuppern und sie entweder aus dem Weg schaffen, sodass Hina ein paar gebrannte Mandeln kaufen und eine Karussell-Fahrt, natürlich zur Sicherheit mit ihm an ihrer Seite, genießen konnte, bevor sie wieder heim gingen — oder für den Fall, dass er es weiterhin als zu gefährlich einschätzte, würde er ihr eben weiterhin den Besuch verbieten. Und wehe, Horiuno oder einer ihrer anderen seltsamen Freunde überredete sie dazu, seine erzieherischen Maßnahmen zu hinterfragen! Sein Ziel verfolgte er mit einer verbissenen Genauigkeit: Seit Stunden stapfte Fergus zwischen den bunten Zelten entlang und bemängelte alles, was seiner Meinung nach gemeingefährlich sein könnte — eine rostige Schraube an einem der Wägelchen eines Karussells, das mit heißem Dampf betrieben wurde, ebenso wie die geisterhafte Gesichtsbemalung einer schweinsnasigen Amulettverkäuferin (“Warum hast du kotzfarbenes Puder im Gesicht, hä? Du siehst aus wie eine von den Toten wiederauferstandene Hexe! Das ist gemeingefährlich!”) oder, in einem besonders kuriosen Fall, ein verlorener Kinderschuh, über den ausgerechnet er stolperte und sich auf die Fresse legte. Eigentlich war er kein besonderer Nörgler, und er hielt auch nicht viel von Regeln und deren unbedingte Einhaltung oder so, aber wenn es um die Sicherheit seiner Tochter ging, kannte Fergus anscheinend keinen Spaß. Vielleicht hätte Arcane ihn dazu bringen können, das Vorhaben sein zu lassen und sich stattdessen die Nase rot zu saufen, aber sein bester Freund war vermutlich einmal mehr damit beschäftigt, sein Weib zu begatten — etwas, das gefühlt alle zehn Minuten erledigt werden musste, weil die Fotze unersättlich war. Nun, jedenfalls sank seine Laune in Richtung Gefrierpunkt, als mit voranschreitender Stunde auch noch die Besuchermassen zunahmen. Plötzlich fühlte er sich überhaupt nicht mehr wohl — er war zwar erst seit ein paar Monaten zurück in dem Fischerort nahe Capital City, aber hatte sich bereits zu sehr an die Isolation, die seltsam idyllische Einsamkeit, gewöhnt. Dieser Nachtzirkus bot einem ja wirklich alles, aber einen Rückzugsort gab es nicht. Ja, er begann sogar daran zu zweifeln, ob er Hina nicht doch mitgebracht hatte; was vor allem daran lag, dass er ihr helles Haar mehrfach aus dem Augenwinkel wahrzunehmen glaubte. Schneeweiß wie ein Todesschleier; aber dann war es doch nicht sie, sondern nichts weiter als eine optische Täuschung, die ihn verunsicherter ebenso wie grimmiger werden ließ. Ein bisschen wünschte er sich aber auch, er hätte sie doch mitkommen lassen, denn er war bei weitem nicht der einzige Vater, der seine Familie dabei hatte. Fergus hingegen war allein; da war niemand, der das Schrillen in seinen Ohren unterbinden könnte, oder auch das Zucken, das bei jedem Rattern der Karrusselle durch seinen Körper ging, mit einem beruhigenden Händchen auf seinem Arm beschwichtigte. ”Achtet auf sie, ich bin bald zurück.” Fergus, der sich gerade mit einem unglücklichen Ausdruck auf dem übermäßig bebarteten Gesicht in seiner ganz eigenen Gedankenwelt befunden hatte, starrte verständnislos in das Profil eines Mannes, der wiederum achtlos ein winziges Gör in seine Richtung schob — dann hin zu eben jenem Gör. Flachsblondes, zu künstlerischen Knoten gebundenes Haar zierte ihr Köpfchen; die feine Aufmachung, auch mit dem kitschig rosa-weißen Kleid, das sie wie ein fleischgewordenes Püppchen aussehen ließ, stand im krassen Kontrast zu der hässlichen Wut, die ihr Gesicht verzog. Weil ihr Vater, War es ihr Vater?, sie anscheinend einfach so ablud. Und das auch noch bei Fergus. Fergus, dessen Gesicht sich nun ebenfalls feuerrot verfärbte vor Scham, weil er anscheinend für einen Aufpasser gehalten wurde — oder schlimmer noch, für einen Mitarbeiter auf diesem überaus gefährlichen und gar nicht kinderfreundlichen Nachtzirkus. “EY!”, brüllte er dem Mann hinterher, nur um, als er ihn eine Sekunde länger als zuvor betrachten konnte, mit einem Mal jegliche Kraft in seiner Stimme zu verlieren. War das nicht … War dieser Mann …? Fergus blinzelte und schüttelte dann den Kopf — nein, er täuschte sich bestimmt. Er hatte Torryn seit bestimmt … äh … wer-weiß-wie-vielen Jahren nicht gesehen, was für ein dummer Zufall wäre es bitte, ihn ausgerechnet jetzt wiederzusehen? Und wenn dem so wäre, was würde der Mann von Isomas Schwester ihm, der er Isoma im Grunde entführt hatte, um sie heiraten zu können, wohl zu sagen haben? Es lag nah, dass es nichts Gutes sein würde, und genau deswegen hätte Fergus es gern gehört — oh, sich ein bisschen zu schlagen wäre bestimmt auch drin gewesen, auch wenn Isomas Familie, und auch alle die in sie hineingeheiratet hatten, sich viel zu fein für körperliche Gewalt gewesen waren. Vielleicht könnte er ihn ja trotzdem genug provozieren, ja, das wäre doch eine Option; aber während er darüber fieberhaft nachdachte, es in seinem Kopf auf und ab rattern ließ, blieb er ja doch wie erstarrt. Und erst, als das bei ihm abgestellte Gör das Gesicht zu ihm hob und mitten in ihrem geplärrten Satz innehielt, kam wieder Bewegung in ihn. Finster starrte er auf sie hinab, schnaufte dann nach ein paar seltsamen Sekunden: »Was glotzt du so?!«, bevor er sich abrupt umwandte und Anstalten machte, einfach davonzustampfen. herkunft Capital City
stand Unterschicht
alter 41 Jahre
gender Männlich
bändigung Feuer
beruf Fischer
größe 1,84
erscheinung
Bereits seine stolze Körpergröße von 1,84m macht den ehemaligen Soldaten zu einer imposanten Gestalt, doch es ist die Kombination aus unkontrollierbarem Rauschebart, raupendicken Augenbrauen und nachtschwarzer Lederkluft, die andere Menschen einen erschrockenen Bogen um Fergus machen lässt. Sein grimmiges Erscheinungsbild erweckt zu Recht den Eindruck, man habe es mit einem unflätigen Raubein zu tun: Fergus ist ein Mann, der mit allen Wassern gewaschen ist. Ironischerweise nimmt er es aber mit der Körperpflege nicht so genau, läuft freimütig mit Dreck unter den Nägeln herum und putzt sich nicht die schweren Stiefel ab, bevor er ins Haus stampft, ebenso wie er, seiner Berufung als Fischer verschuldet, eeecht stinkt.
Jeglichen Sinn für was normal und erträglich ist, scheint er im Laufe der Jahre, die er an der Front und schließlich als Belagerer im Erdkönigreich zugebracht hat, verlernt zu haben. Vorzugsweise findet man ihn noch immer in den schwarzen, engen Hosen und den Westen aus Leder, die er seit Jahren trägt und die eindeutig schon bessere Tage gesehen haben. Die blöden Hanfhemden der anderen Fischer sind ihm jedoch nicht ohne Grund zuwider: Sie bieten ihm zu wenig Schutz, sie sind scheiße kratzig und in ihnen gibt es zu wenige Taschen und Ösen für die Messer, die er zu seinem Schutz, wie auch dem seiner Familie, jederzeit an seinem Körper tragen muss. Tatsächlich geht Fergus sogar bis auf die Zähne bewaffnet zu Bett und lässt sich nur am wöchentlichen Bade-Tag dazu verleiten, seine Kluft abzulegen und irgendetwas anderes als sein geliebtes, stinkendes Leder zu tragen. Seit seiner Rückkehr ins Fischerdorf weigert sich Fergus ebenso erfolgreich, Haare oder Bart zu schneiden. Die stahlgrauen Haare sind mal glatter, mal krauser, und er trägt sie zu einem unordentlichen Halbzopf am Hinterkopf gebunden, während er seinem lockigen Bart vollkommene Freiheit lässt. Manchmal ist er beim Blick in den Spiegel selbst erschrocken, wie grau sein Haar geworden ist, und jedes silbrige oder schlohweiße Haar glaubt er, einer schrecklichen Erinnerung zuordnen zu können. Er sieht alt aus, zu alt, wie als sei er im Zeitraffer gealtert, sodass er sich manchmal selbst nicht erkennt. Aber auch die Bewohner des kleinen Fischerdorfes, in dem er aufgewachsen ist, haben seit seiner Rückkehr Schwierigkeiten damit, ihn als den Mann zu erkennen, der vor fünfzehn Jahren Familie und Kind für die Front hinter sich gelassen hat. Nicht nur sind seitdem ein Haufen Tattoos auf seinem Körper dazugekommen, vornehmlich ein prominent platziertes Koi-Tattoo, das zwischen seinen Schulterblättern hinauf bis in seinen Nacken reicht, sondern auch sein Verhalten hat sich verändert. Er ist schreckhaft geworden, besitzt eine nervöse Mimik und Ticks wie Liderzucken, angestrengtes Blinzeln und die Angewohnheit, nicht zu wissen, wann was zu sagen angebracht ist und wann nicht. Liebenswert ist er trotzdem zu den Menschen, die ihm am Herzen liegen, und wird auch trotz seiner harten Schale und seinen immer skurriler werdenden Anwandlungen von den Nachbarn geschätzt — zumindest von jenen, auf deren Meinung er mehr als nur einen feuchten Dreck gibt.
gespielt von Chulia
(Name als Pronomen) |
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The Beauty and the beast - von Pandora - 30.10.2022, 14:19
RE: The Beauty and the beast - von Fergus - 31.10.2022, 20:18
RE: The Beauty and the beast - von Pandora - 25.11.2022, 22:16
RE: The Beauty and the beast - von Fergus - 07.12.2022, 20:18
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