You take the things you love and tear them apart
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purified pain
06.11.2022, 23:11
You do this, you do.
You take the things you love and tear them apart. Eurybia & Elysandre # 16.06.1NZK # Ba Sing Se - Äußerer Ring - Zirkusgelände Ihr fehlte der Zugang zu der Sprache, die es ihr ermöglicht hätte, über das zu reden, was in Capital City geschehen war. Je mehr Zeit sich zwischen ihrer Abreise aus der Feuernation und ihrer Wiederankunft im Erdkönigreich ausbreitete, desto kleiner wurde sogar das Zeitfenster, in dem Eurybia noch hätte darüber reden können. Als ihr Zorn und ihre Trauer um Shallan noch frisch gewesen waren, hätte sie eine Menge zu sagen gehabt aber so gut wie nie den Mund aufbekommen. Und jetzt, da ein jeder um sie herum beflissentlich so tat, als sei ihre Halbschwester nicht vor ihren Augen ermordet worden, war sie zwar bereit, darüber zu reden, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. Denn jedes Wort wäre unnütz; und zu beschreiben, was weiterhin in ihr wütete, erforderte das Offenbaren einer Empfindsamkeit, das sie weder sich selbst noch anderen gegenüber rechtfertigen konnte. Was brachte es ihr, über Shallan zu reden, nun, da sie tot war? Was brachte es, die Ungerechtigkeit aufzuzeigen, wenn doch nichts gegen sie auszurichten war? In keiner Sprache der Welt gab es genug Worte, die Eurybias Hilflosigkeit würden ausdrücken, geschweige denn merzen können. Weder was ihr gesagt wurde, noch was sie selbst über die Lippen brachte, besaß Gewicht. Es war gewichtslos, fruchtlos, sinnlos. Also schwieg sie sich in eine Abgeschiedenheit hinein, die ihr ein Gefühl von Unberührbarkeit vermittelte. Wenigstens war sie in dieser emotionalen Isolation sicher, mochte sie auch nur eine dämliche Illusion sein. Seit sie wieder in den Palast eingezogen waren und sie sich von Elysandre hatte verabschieden müssen, die zurück auf ihr eigenes Anwesen im Oberen Ring gezogen war, wusste Eurybia überhaupt nichts mit sich oder ihrer Zeit anzufangen. Im Gegensatz zu den schlauchenden Tagen ihrer Rundreise, die mit Banketten, Feierlichkeiten und Hofpolitik-lastigen Plappereien vollgestopft gewesen waren, bestanden ihre Tage im Palast Ken Shous aus einer tödlichen Leere. Sie war nicht einmal in ihre Hochzeitsvorbereitungen involviert, vermutlich weil man befürchtete, sie könne sie doch noch sabotieren … wahrscheinlicher war natürlich, dass man sie nicht in ihrer Trauerzeit stören wollte. Bis zu einem gewissen Grad war die Prinzessin von Omashu dankbar dafür — sie hatte kein Interesse daran, die Zurschauführung ihrer Ehe auch noch zu zelebrieren. Es könnte ihr kaum egaler sein, was an dem Tag geschah. Wenn es nach ihr ginge, wäre sie am liebsten gar nicht anwesend. Weder psychisch noch physisch — letzteres wäre schwerer zu bewerkstelligen, aber wenigstens ersteres ließe sich vielleicht mit einem passenden Mittel einrichten. Alternativ stellte sie sich vor, wie angenehm es wohl wäre, die Hochzeit zu verschlafen und nie wieder aufzuwachen. Nicht zu sterben, sie hatte kein Interesse am Tod, war auch nicht versucht, dem Abhilfe zu schaffen; sie wollte nur eine Weile nicht … denken. Nicht denken. Was für eine utopische Vorstellung das war. Sie konnte nicht nicht denken, auch wenn sie sich redliche Mühe gab, sich nicht mit ihrem eigenen Leben auseinandersetzen zu müssen. Eigentlich hatte sie sich immerhin mit allem abgefunden. Insbesondere seit sie all ihre Gefühle an Shallans Hinrichtung verbraucht hatte, war sie bereit, nichts mehr zu fühlen. Es wäre eine angenehme Abwechslung zu dem, was sie seit Jahren bereits pflegte zu tun: einfach nur so zu tun, als würde sie nichts fühlen, obwohl das natürlich nicht ganz der Wahrheit entsprach. Jetzt jedoch war sie in einer seltsamen Blase gefangen; in einem Vakuum, in dem nichts, was sie tat, eine Rolle spielte. Ob das der Grund war, warum Elysandre sie letzten Endes dazu überredet hatte, sie zu besuchen? Und dass sie dann entschlossen für sie beide entschied, dass sie einen Ausflug unternehmen würden, für den sie sich in Kleider hüllen mussten, die — man konnte es nicht anders sagen — ihren wahren Stand verschleierten? Skeptisch hatte Eurybia zwar nicht zugestimmt, aber sich auch nicht gewehrt. Sie konnte lediglich nicht nachvollziehen, warum Elysandre derart erpicht darauf war, mit der Eisenbahn den Oberen Ring zu verlassen — etwas, das die Prinzessin seit ihrer Ankunft in Ba Sing Se noch nie getan hatte. Ihr war bisher nur der Obere Ring gezeigt worden, und sie war zu beschäftigt damit gewesen, sich im Palast zu langweilen und Omashu zu vermissen, um sich zu bemühen, irgendetwas anderes sehen zu dürfen. Bei anbrechender Nacht und in die einfachen Kleider mittelständischer Frauen gekleidet — gut verarbeitet aber nicht halb so ausstaffiert und luxuriös wie die Gewänder, die sie sonst trugen — und mit hübsch geformten Masken auf den Nasen, die ihre Augen und die Stirn bedeckten, nur die Mundpartie ausließen, ließ Elysandre ihnen eine Kutsche kommen, die sie zum Bahnhof brachte, wo sie sich einfach unter die Menschen mischten. Die Rothaarige kümmerte sich fachmännisch darum, dass man sie nicht an der Weiterfahrt hinderte, und dann, dass sie sich unter die Menschen mischten. Menschen, die Eurybia noch nie gesehen hatte, die aber wiederum ihnen auch keinen zweiten Blick schenkten; was eindeutig anders gewesen wäre, wenn sie nicht derart ‘verkleidet’ gewesen wären. Also wenn es sich um einen offiziellen Besuch des Königshauses im Äußeren Ring gehandelt hätte. Die Fahrt über blieb Eurybia schweigsam, starrte hinaus und sah doch nur das Innere des Waggons in dem Fenster gespiegelt. Erst, als sie zusammen mit einem ungehörig massigen Strom an Menschen am Bahnhof ausstiegen und sie mit ihren Schuhen direkt als Erstes in einer Pfütze landete, öffnete sie den Mund, um leise und schwer auszuatmen. »Erinner mich noch mal … Warum hältst du es für so unerlässlich, diesen Nachtzirkus zu besuchen?« herkunft Ba Sing Se
stand Königsfamilie - Erde
alter 25 Jahre
gender Weiblich
bändigung Erde
beruf Prinzessin
größe 1,74
erscheinung
Eurybia ist noch immer schön anzusehen, selbst wenn ihre eisige rühr-mich-nicht-an Ausstrahlung die meisten Menschen erfolgreich auf Abstand hält. Wenn es sich einrichten lässt, bevorzugt es die Frau mit dem knochenbleichen Teint und dem goldenen, langen Haar, gar nicht erst wahrgenommen zu werden - in einem mit Menschen angefüllten Raum zu verschwinden, wäre ihr Traum. Doch als älteste Tochter von Balon, König von Omashu, ist ihr dies nie vergönnt gewesen. Auf Schritt und Tritt wird sie von Blicken verfolgt, die es ihr zur Angewohnheit haben werden lassen, eine gläserne Kälte wie ein zweites Gesicht über dem ihren zu tragen. Nur selten sieht man die blasierte Maske aufbrechen; zu lächeln scheint ihr unangenehm zu sein, obwohl sich erst bei diesem Gemütszug zeigt, wie hübsch ihr voller Mund tatsächlich ist, wie tief die Grübchen sich in ihre Wangen graben ... aber beim Lächeln zeigt sich auch die kleine angeborene Lücke zwischen ihren Vorderzähnen, für die sie von Kindesbeinen an von anderen Kindern am Hof verspottet wurde.
Sie ist es gewohnt, dass man sie nicht nur an ihren Handlungen, sondern als Prinzessin von Omashu auch an ihrem Aussehen misst, und hat sich doch nie mit den hohen Erwartungen anfreunden können, die an sie gehegt werden. Irgendetwas an Eurybia wirkt immer fehlplatziert, selbst wenn sie sich makellos präsentiert - irgendetwas passt nicht, ist immer zu sehr. Entweder ist sie zu blass, zu kalt, der Kiefer zu breit, die Augen zu wässrig blau, das Lächeln zu angestrengt, die Haltung zu steif, die Bewegungen zu kontrolliert, die Worte zu gewollt und der Geist dahinter zu wild, zu aufsässig, zu über alle Maßen gierig. Wenn man sie betrachtet, sieht man in ihrem Gesicht die Schönheit, mit der auch die Königsgemahlin Noe, ihre Mutter, gesegnet wurde, und doch fehlt es ihr an jener Leichtigkeit, an ihrer Grazilität. Die einzigen Male, in denen sie sich tatsächlich nicht fremd in ihrem Körper und den eigenen Bewegungen fühlt, ist beim Bändigen - doch wie es sich für eine Prinzessin gehört, hat man sie nie im Kampf unterrichtet, sondern lediglich im Kreieren schöngeistiger Kleinigkeiten, ebenso wie im Tanz mit dem Element. So wie auch sie nur Zierde ist, ihre Bildung und ihr Geist nur zum Locken und Binden eines passenden Ehemannes dienen, ist auch ihr Bändigen nichts weiter als das: eine Zierde ohne großartigen Nutzen. Dass sie die Erde wie einen festen Mantel um einen Menschen schließen und jenen zerquetschen könnte, sich dies schon oft ausgemalt hat, ist und bleibt eine Unaussprechlichkeit - denn eine Prinzessin würde solche Gedanken doch niemals hegen, sie nicht im Stillen in ihrem Kopf hin- und herrollen lassen, die Fantasie mit ihr füttern, nein.
Hinter der Fassade erscheint Eurybia wie ein Schatten, verborgen und verzerrt hinter milchigem Glas. Die Kleider der immerneuesten Mode mögen ihren Körper umhüllen, teure Stoffe sie zieren, Handschuhe aus fein gesponnener Seide sie vor Berührungen bewahren, und doch ist sie der Zierde lästig, ist sie es leid, nur ein Ausstellungsstück zu sein, das sich nur durch ein paar gnadenlos giftige Worte und der Eiszeit in ihrer Stimme Gehör verschaffen kann. Sie will aufstoßen, will sauer im Mund jener Menschen schmecken, die es wagen, in sie hineinbeißen zu wollen - zugleich scheut sie davor zurück, will mehr wie ihre heißgeliebte Mutter sein, mehr gar wie die sonnige, ihr nah am Herzen liegende Shallan - und wird doch unweigerlich keinen Erwartungen, weder ihren eigenen, noch denen anderer, gerecht.
gespielt von Chulia
(Name als Pronomen) |
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You take the things you love and tear them apart - von Eurybia - 06.11.2022, 23:11
RE: You take the things you love and tear them apart - von Elysandre - 22.11.2022, 17:44
RE: You take the things you love and tear them apart - von Eurybia - 24.11.2022, 18:55
RE: You take the things you love and tear them apart - von Elysandre - 20.12.2022, 14:08
RE: You take the things you love and tear them apart - von Eurybia - 06.01.2023, 15:35
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