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beautiful but tortured
29.03.2021, 21:12
Für Menschen, die gerne glaubten was sie sahen, konnte Kalypso der vielleicht schönste Zeitvertreib der Feuernation sein. Die weichen Gesichtszüge, die von goldenen Locken eingerahmt waren, hatten perfektioniert einen verstohlenen, sanften Schein von den gehobenen Mundwinkeln bis hoch zu den meerblauen Augen zu werfen. Ein Gesicht, das dazu einlud gemalt zu werden oder über es die süßesten Lieder zu singen. Die Lippen waren immer rot. Nicht künstlich geschminkt, sondern so als hätte sie ein paar Sekunden zuvor Beeren gegessen oder das Blut aus einem Herzen getrunken. Kalypso war ungewöhnlich blass für die Feuernation und doch strahlte sie absolut nichts Farbloses aus. Es umgab sie eine eigentümliche Leichtigkeit, eine untypische Herzlichkeit für eine Adelsdame. Sie war jemand, den man gerne ansah. Jemand, den man gerne zuhörte. So war es nicht sonderlich verwunderlich, dass Zosin sie nicht allzu selten auswählte seinen gehobenen Gästen Gesellschaft zu leisten. Die gehobenen Gäste – das war der Besuch aus dem Erdkönigreich. Kalypso hielt nicht viel von dem Erdkönigreich. Von keinem seiner Einwohner, gleich ob normaler Bürger oder Ken Shou höchstpersönlich. Keine persönlichen Differenzen waren der Grund dafür, schlicht die ausgeschlossene Überlegenheit der Feuernation, deren Vergötterung Kalypso sich mit Leib und Seele verschrieben hatte. Aber weil es Zosins Interesse war den Frieden zu wahren und Freundschaft zwischen den beiden Nationen zu knüpfen, war es auch im Interesse der Mätresse eben dies zu gewährleisten. Sie war für diesen Nachmittag mit keinem geringeren als dem Prinzen des Erdkönigreichs auf einen Spaziergang durch eine der prächtigsten Örtlichkeiten der Nation verabredet. Auch wenn Kalypso nicht viel von Menschen aus dem Erdkönigreich hielt, so spielte Ishar doch in die Karten, dass die blonde Frau Ehrfurcht und Bewunderung für diejenigen hatte, die Macht und Einfluss besaßen. Natürlich waren diese nicht mit Entscheidungsträgern der Feuernation zu vergleichen – das war ausgeschlossen, aber Kalypso war auch nicht von großartiger Abneigung erfüllt. Es war ein willkommener Wechsel in ihrem Alltag, der sie sonst so oft durch Routine langweilte und die Leere in ihrem Herzen weiter aushöhlte. Wie eine ausgezerrte, verdorrte Wüste, in der nichts keimte und lebte. Nichts außer die brennende Leidenschaft für ihr Volk.
In getrennten Kutschen waren Prinz und Mätresse umgeben von Wachen zu dem kleinen Waldstück fernab von Capital City angereist. Kein Wald, den der Prinz wohl aus seiner Heimat kannte, denn er blühte nicht aus sattem Grün. Die Bäume waren karg und schlank. Dürre braunschwarze Bäume, die sich in mannigfaltigen Ästen und wenig Blattwerk erhoben. Als wäre dieser Wald einst ausgebrannt und zurück blieben bloß verkohlte Bäume. Der Boden war hell aus beinahe weißen Sand und wenig ertragreich, sodass kaum Leben sich aus der Erde emporheben konnte, die das Land hätte erblühen lassen können. Doch im Herzen des tristen Waldes lag ein wahrer, prächtiger Schatz. Kalypso trug ein weißes Kleid mit weiten Ärmeln und einem hübsch fallenden Rock, der wie sanfte Wellen jeden ihrer leichten Schritte umspielte. Um die Taille war das Kleid mit einem roten Seidenband enger geschnürt – gewiss, keines der aller prächtigsten Kleider, die der Prinz in den letzten Wochen zu Gesicht bekommen hatte, aber praktisch für den Spaziergang, der weit mehr Schritte verlangte als das ständige Flanieren durch die Gärten des Hofes. Sie waren eine Weile gelaufen und Kalypso hatte Prinz Ishar versprochen, dass der Weg sich lohnen würde und hoffentlich würde er das bemerken in diesem Augenblick als sich vor ihnen eines der schönsten Naturspiele offenbarte. Sie waren an einen See angekommen. Weit und still lag er da, umgeben von den kargen, dunklen Bäumen. In seiner Mitte jedoch ragte ein riesiger Baum empor. Jahrhunderte, vielleicht Jahrtausende alt. Der Stamm war dick und perlweiß. Seine Krone erhob sich wie ein Dach weit über den See und sein Blattwerk war ganz unnatürlich, denn es bestand aus zahllosen, filigranen Blättern, die in dieser farblosen Landschaft herausstachen. Die Blätter leuchteten in der Farbe von dunklem, satten Rot. Vereinzelt fielen die blutroten Blätter in kreisenden, tänzelnden Bewegungen von dem Baum hinab und schwammen für einen kleinen Augenblick auf der Wasseroberfläche bevor sie versanken. „Das ist der Phönixbaum.“, erklärte Kalypso mit einem sanften Blick zu ihrer Seite, an der der Prinz des Erdkönigreichs spazierte. Sie hatten eine Weile gebraucht, um hier her zu kommen. „Im Winter leuchtet sein Blätterkleid in strahlendem Rot, aber jetzt wenn die Tage wärmer und die Sonne umbarmherziger wird, sterben die Blätter und fallen in den See.“ Sanft wogen sie vom leichten, warmen Wind hin und her, aber alle trafen das Ziel des klaren Sees. „Dort sinken sie an den Boden und zerfallen in kleine Ranken, die sich wie Algen ganz träge und langsam im Wasser hin und her bewegen. Es sieht aus als würde der See unter Wasser in Flammen stehen." Ein Lächeln stahl sich bei den Worten auf die vollen Lippen der Mätresse und fast ein wenig scheu und vorsichtig sah sie zu dem Prinzen als wolle sie sich vergewissern ihn mit der Geschichte nicht zu langweilen. Noch musste Kalypso sich schließlich ein wenig an den Prinzen herantasten, herausfinden, was ihm gefiel und wie sie sich zu präsentieren hatte. Unsicherheit imponierte vielen Männern. Wenn Kalypso sie mit ein wenig Vorsicht dazu einlud ihr Sicherheit zu schenken als wäre sie ein verletztes Rehkitz und ihr Gegenüber so ganz natürlich und nebenbei in die Position des Stärkeren erhob. Tatsächlich hatte die Mätresse keinerlei Unsicherheit darüber, dass das wunderschöne Naturspektakel hier nahe des Herzens der Feuernation langweilig sein könnte. Und für den Geist, der sich an der Schönheit dieses Anblickes nicht erfreuen könnte, hatte Kalypso tatsächlich nicht viel übrig. Aber so funktionierte ihr Spiel nicht. Sie strotzte nicht vor Selbstsicherheit, wirkte nicht unangenehm stolz oder unnahbar. Sie war das lächelnde Mädchen, das ein wenig über die Schönheit der Natur wusste und damit ihrem Gegenüber imponieren wollte, ohne langweilig zu sein und ohne etwa einschüchternd mit dem eigenen Wissen zu wirken. Mit einem blassen Fingerzeig deutete sie auf eine Stelle ein wenig entfernt, wo der See flach war und ein kurzer weißer Sandstreif zum näher treten einlud. „Ihr werdet das erkennen können, wenn wir dem See näher kommen.“, versprach sie mit honigsüßer Stimme und meinte damit natürlich die dunkelroten Algenranken, die am Seegrund durch das glasklare Wasser zu erkennen waren. herkunft Capital City
stand Adel
alter 28 Jahre
gender Weiblich
bändigung Luft
beruf Mätresse
größe 1,58
erscheinung
Kalypso ist schön. Sie ist auf eine Art schön, die Menschen dazu bringt sie anders zu behandeln, als würde sie allein durch ihr Äußeres ein besserer Mensch sein. Das honigblonde Haar fällt in dicken Locken über ihren Rücken und ihre Augen sind von einem klaren, himmlischen Blau. Wenn ihr Gesicht ruhig schlummert, hat es fast einen melancholischen Zauber, der gebrochen wird sobald sich die sinnlichen Lippen zu einem Lächeln strecken. Ihre Haut hat eine vornehme Blässe und ihre zierliche, weiche Figur lässt schnell erahnen, dass sie noch nie große körperliche Arbeit leisten musste. Sie ist nicht größer als 158cm und mit ihrem Auftreten ist sie zwar eitel und oft extravagant, aber würde eigentlich nicht sonderlich aus Masse hervorstechen. Unter den zahllosen Schönheiten am Hof mag sie nur eine von vielen sein, keine besondere – trotzdem hat Kalypso das Talent, völlig gleich wo sie steht, zum Mittelpunkt des Raumes zu werden. Wie ein Feuer in kalter Nacht, dem man sich nicht nähert weil es so schön brennt, sondern weil es Wärme schenkt. Fast eine absurde Vorstellung, wenn man den Kern von Kalypsos Wesen erfasst hat, aber ihre Ausstrahlung ist von nichts anderem gezeichnet als spielerischer Herzlichkeit. Wie eine Umarmung und ein Lächeln, wie von Sonnenlicht geküsst zu sein.
Es gibt nur seltene Augenblicke, in denen Kalypso ihr Auftreten nicht unter Kontrolle hat. Etwas, das nicht unbedingt auffällt, denn die Art wie sich präsentiert, passt oft so gar nicht zu den höflichen, kühlen Gebräuchen am Hof. Sie bringt ein anderes Temperament und andere Launen mit, die ausgelassen und wild wirken können. Trotzdem ist Kalypso sich ihrer Stellung sehr bewusst und kann sich, wenn ihr Gegenüber und seine Stellung das fordert ernst und nachdenklich zeigen. Eine dressierte Kunstfigur, wenn man so will, unter deren vornehmer Kleidung blasse Narben am Rücken von ihrer Geschichte erzählen.
gespielt von jui
(sie/ihr)
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Gast
30.03.2021, 12:40
Ishar hatte schon viele Menschen getroffen in seinem Leben und durch die Abenteuer, die er in den unteren Ringen der Hauptstadt erlebt hatte, war er auch allen möglichen Charakteren begegnet. Vom einsamen Wolf über das schüchterne Mädchen, bis hin zur kratzbürstigen Furie…Ishar hatte die Menschen kennengelernt, die normalerweise nie mehr über den Adel erfuhren, als den Klatsch und Tratsch, den man sich nach Festen und Spektakeln so erzählte. Eigentlich wusste er darum, dass seine Erfahrungen sehr wertvoll waren und zudem ein seltenes Privileg, das er nicht verlieren wollte. Bis heute wollte er das nicht, dabei hatte er so manchen herben Rückschlag erlebt und durchlitten. Er war auch mit einer Frau verlobt worden, die er wohl nie angemessen lieben könnte und von der der derartiges auch nicht zu erwarten brauchte. Eine Zweckhochzeit, wie die seiner Schwester mit dem widerlichen Massenmörder, den sie hier Kriegshelden nannten. Nur dass Ishar und Eurybia keine Gewalt fürchten brauchten und sie hatten auch das eigene Land, die eigenen Leute nicht verlassen müssen, um ein politisches Bündnis zu festigen. Nein, sie waren gegenüber der Rosenprinzessin ganz klar in einer viel weniger scheußlichen Lage. Ishar beschwerte sich inzwischen nicht mehr über seine Verlobung, er hatte seine Schlüsse gezogen und war fest davon überzeugt, dass er seine Gattin zwar seinen Pflichten entsprechend behandeln, aber zugleich sein Herz einer zarten Blume aus dem unteren Ring schenken konnte. Das ließ sich vereinen, es war nur gewöhnungsbedürftig, das war alles…genauso gewöhnungsbedürftig war es, dass er in dieser fremden Nation in seiner Schwester keinen Menschen gefunden hatte, den er glaubte zu kennen. Erschreckend und frustrierend zugleich, was diese Bestie aus der unschuldigen Schönheit gemacht hatte. Soraya war verloren im Bann einer Nation, die sie und ihre Herkunft hasste. Das tat weh, sehr sogar und als Bruder fühlte sich der Prinz wahnsinnig machtlos. Er konnte diesen Aufenthalt hier nur möglichst schnell und schmerzlos hinter sich bringen und seinen Groll gegen die verantwortungslose Entscheidung seines Vaters weiter füttern, ehe er die Rückreise antrat und seinen Brüdern berichtete, was er hier erlebt hatte. Ishar wollte keinen Krieg in der Welt und er wollte auch diese mächtige Nation nicht gegen seine eigene haben, aber als Bruder…schrie und zeterte da eine Stimme in ihm, die Gerechtigkeit forderte. Die forderte, dass seine Schwester diesen Ort verließ und wieder zur Vernunft kam.
Kalypso war Ishars Wissen nach eine Gesellschafterin bei Hofe. Eine sonderbare Frau, um die sich einige Geschichten rankten und die wahrscheinlich selber einen Großteil dazu beigetragen hatte, dass sie heute in feinste Stoffe gehüllt eine Leibgarde um sich geschart hatte. Ishar respektierte das, sehr sogar. Wenn jemand bereit war, für seine gesellschaftliche Stellung zu arbeiten und Opfer zu bringen. Dass sie sich als Mätresse für einen recht betagten Feuerlord hingab…erfüllte ihn hingegen mit großem Mitgefühl. Er wusste, wie bizarr und labil die Stellung von Frauen im Adel war und dass Kalypso wahrscheinlich Dinge über sich ergehen lassen musste, die sie ängstigten. Er wusste das, weil er den Hof seines Königreichs kannte und sah, wie schwer Frauen es dort hatten. Natürlich waren die Sitten und Gebräuche in seiner Heimat etwas anders, als jene in der roten Nation, aber eines hatten sie beide gemein: Einfach war es in keiner von ihnen. Ishar wurde zu einem Spaziergang mit der Gesellschafterin eingeladen und es wäre unhöflich gewesen, das Angebot einer Dame abzulehnen. Ohnehin war er nicht gewillt, die Zeit in Capital City unentwegt damit zu verbringen, sich von einem angsteinflößenden Massenmörder erzählen zu lassen, wie fortschrittlich die Militärmacht der Feuernation doch war. Nein, aber nein danke. Für Ishar war Kalypsos Einladung eine sehr willkommene Abwechslung und Flucht gewesen vor diesen fremden Leuten und der traurigen Erkenntnis, dass er seine Schwester an ein Monster verloren hatte. Und recht schnell war die Ablenkung auch gelungen, als Ishar nicht mehr mit melancholischer Frustration über seine Schwester nachdachte, sondern die surreale und fesselnde Natur erlebte, die sich auf der riesigen Vulkaninsel ergeben hatte. Die Wachen in rot und die Wachen in grün hielten diskreten Abstand zu der blonden Mätresse und dem Prinzen, während sie den langen Weg durch den Wald gingen. Ein sonderbarer Wald, wenn man Ishar fragte, er nur große, stabile Bäume kannte mit imposantem, dichtem Blätterdach in sattem Grün. Das hier war…anders. Das ist der Phönixbaum, erklärte Kalypso und Ishar konnte sein Erstaunen kaum verbergen, als sie den See vor sich erkannten und in dessen Mitte diesen vollkommen surreal wirkenden, weißen Baum. „Wow.“, sagte er und guckte mit großen Augen das weit entfernte Blättergeflecht an, das rot im Sonnenlicht schimmerte und trotzdem noch so weit entfernt lag. Im Winter leuchtet sein Blätterkleid in strahlendem Rot…, sie erklärte und offenbarte neben ihm, dass sie die Natur und die Schätze ihrer Heimat offensichtlich kannte. Eine gebildete Frau, wer hätte das gedacht? Vorurteile waren wohl doch nur blinde Anschuldigungen und eine Mätresse nicht immer nur eine Freudendame mit Adelstitel… Es sieht aus, als würde der See unter Wasser in Flammen stehen. Und je näher sie kamen, desto deutlicher konnte er das auch mit eigenen Augen erkennen. „Ich bin wahrlich beeindruckt! Was für ein wunderschöner und zugleich imposanter Ort.“, sagte er und lächelte zu der Dame neben sich herüber, die etwas ungewöhnlich Zartes in ihrem Gesicht hatte. Ishar empfand die seltene Haarfarbe schon immer als anziehend, weniger als abschreckend und verglich sie gerne mit dem Gold, mit welchem sich der Hochadel so gerne brüstete. Auch er tat das, weil er es als Prinz nun mal musste, konnte und auch sollte. Gerade hier in der feindlichen Nation hatte man ihm angeraten, die Stärke und den Wohlstand des Erdkönigreichs zur Schau zu stellen, weshalb er extra eine neue Garderobe für diese Reise geschneidert bekommen hatte. Obgleich er die Einfachheit im Volk schätzte, liebte er schlussendlich den Prunk und Protz wohl leider genauso… „Der gesamte Wald hat etwas Unheimliches, aber sehr Faszinierendes an sich. Zeugt von einer ganz anderen Schönheit als der, Eurer grünen, fruchtbaren Böden am Hafen und ringsherum.“ Ein wenig schwärmte Ishar vielleicht für diese Flora, weil er das Meer und sein herrliches Blau gerne betrachtete, genauso wie satte grüne Wälder. Im Palast gab es auch Pflanzen, bei sich in Ba Sing Se, aber alle akkurat von Gärtnern in Form gebracht, kein Blatt lag auf dem Weg und Unkraut wurde herausgezogen, ehe es für das royale Auge sichtbar wurde. Eine gewisse Perfektion lag darin, aber eine, die Ishar missfiel. „Hat dieser Ort eine spirituelle Bedeutung für Euer Volk? Ich selber bin zugegebener Weise der Geisterwelt nicht besonders zugewandt, aber ich hörte, dass die Feuernation bis heute Wert auf alte Traditionen legt. Ein Ort wie dieser hier hat für Eure Leute sicher eine Bedeutung.“, mutmaßte der Prinz und lächelte abermals zu der hübschen Mätresse herüber. Ishar hatte vom absurden Aberglauben des roten Drachen gehört, am Ende war er sich sicher, dass dem Mann die Geister tatsächlich etwas bedeuteten. Zu viel, für Ishars Geschmack. Seine Nation war nie besonders spirituell angehaucht gewesen und entsprechend weltlich waren auch die Vorstellungen und Traditionen des Erdkönigreichs. größe
erscheinung
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beautiful but tortured
30.03.2021, 16:31
Kalypso glaubte an das Schicksal. Weniger in dem romantischen Sinne, wo das Schicksal doch so oft stellvertretend für die Liebe zwischen zwei Menschen vermittelte und sie zusammenführte, aber viel mehr in dem Sinn, dass die Welt einem höheren Sinn unterlag. Ob die Geisterwelt nun unmittelbaren Einfluss in das Denken und Handeln der Menschen hatte, würde Kalypso nicht beschwören. Sie war sich jedoch überzeugt, dass manche Menschen unter ihnen ganz sicher ihren Weg durch die Geister vorbestimmt bekamen. Dass sie zu höherem auserwählt waren. Kalypso selbst glaubte nicht, dass sie zu diesen Menschen zählte. Das hing vermutlich auch damit zusammen, dass Spiritualität und Tradition in der Feuernation so eng miteinander verwoben war, dass es sich wie eine natürliche Gesetzmäßigkeit anfühlte, dass diejenigen von schicksalshafter, höherer Bedeutung auch eben jene waren, die dazu geboren waren zu herrschen. Das Schicksal der Mätresse hatte nie in den Sternen gestanden und keiner hätte es in den Schatten erkennen können, die das Feuer warf – davon war sie überzeugt. Sie hatte sich selbst den Weg an den Hof gearbeitet und sie selbst war es die jeden Tag und zu jeder Sekunde ihrer eigenen strengsten Kontrolle unterlag, um an Ort und Stelle bleiben zu dürfen. Da war kein Vertrauen darin, dass das Schicksal sie dort behalten wollte, wenn sie sich nicht immer und immer wieder als würdig bewies. Man könnte meinen, dass die Mätresse stolz auf sich war. Stolz darauf, dass sie es aus dem Fischerdorf gehabt hatte. Stolz, dass sie einen eigenen kleinen Mythos um sich gesponnen hatte. Stolz, auf Schönheit, Wissen und Loyalität, die sie in sich vereinte. Aber am Ende war es doch Kalypso, die selbst am geringsten über sich dachte. So wäre auch jedes Mitgefühl dafür, was sie sich gefallen lassen musste, bei ihr an der falschen Adresse. Es war ihr zwar durchaus bewusst, dass ihre Stellung als Frau, als Nichtbändigerin, als Hure und als Adelsdame, zu der sie nicht geboren war, in vielerlei Hinsicht einer gewissen Unterdrückung unterlag – oft genug wurde sie sich dem schmerzlich bewusst gemacht – aber da war kein Quell in der Mätresse dagegen zu rebellieren. Sie war sich dem bewusst und deswegen konnte sie innerhalb dieser Grenzen agieren. Kalypso war nicht stolz genug, um ihren Willen gegen die Regeln der Gesellschaft zu wenden. Stattdessen fügte sie sich ein, fand ihren Platz. Und obwohl Kalypso ein großes Verständnis, einen umfassenden Blick auf andere Menschen und ihre jeweiligen Situationen hatte, war sie alles andere als verständnisvoll für jene. So war sie der Überzeugung, dass es eine große Demütigung für den Prinzen des Erdkönigreichs gewesen sein musste, dass er mit der Prinzessin verlobt worden war, die einst mit einem der namenhaftesten Verräter der Feuernation das Bündnis der Ehe hatte eingehen wollen. Seiner Schwester hingegen war die Ehre zuteil geworden als Symbol des Friedens den Mann zu heiraten, indessen Namen sich eines Tages die Geschichte neu schreiben würde. Und sie schien glücklich darüber. Das war doch mittlerweile unverkennbar. Kalypso überraschte das nicht. Vielmehr war es die Frage, was der General an der eselsohrigen Prinzessin zu finden schien, die die Mätresse manchmal noch umtrieb.
Aber daran dachte sie in diesem Augenblick nicht – obwohl Kalypsos fragiler Verstand durchaus in der Lage dazu war dutzende Gedanken gleichzeitig zu fassen. Ich bin wahrlich beeindruckt! Was für ein wunderschöner und zugleich imposanter Ort. Prinz Ishar bedachte Kalypso mit einem Lächeln und es war nicht zu leugnen, dass in seinem Gesicht zumindest ein Hauch Überwältigung abzulesen war, der in jedem Fall angebracht für einen Ort wie diesen war. Die Mätresse erwiderte sein Lächeln und sanfte Grübchen bohrten sich in ihre Wangen als wäre sie diejenige, die erfreut darüber war, dem Prinzen etwas zu zeigen, dass ihm gefiel. Sie erinnerte sich selbst gut daran, wie sie das erste Mal den Phönixbaum besucht hatte und wie sich ihre Brust eng vor Achtung und Begeisterung geschnürt hatte. Der gesamte Wald hat etwas Unheimliches, aber sehr Faszinierendes an sich. Zeugt von einer ganz anderen Schönheit als der, Eurer grünen, fruchtbaren Böden am Hafen und ringsherum. Kalypso stimmte ihm zu. Es gab Menschen, die das karge Land hier nicht in seiner ganzen Schönheit wahrnahmen. Die offensichtlich schönen Häfen der Feuernation waren sicherlich einfacher zu lieben und zu bewundern. Kalypso liebte ihr Land, aber sie hatte über die Jahre den Gefallen an dem offensichtlich Schönen verloren. Es gab ihr nichts. Sie mochte die Abgründe, das Groteske, das Zerbrechliche an der Schönheit der Dinge. Nicht ihre Pracht. Prinz Ishar war ein ansehnlicher Mann. Höflich und freundlich – gewiss alles woraus die Geschichten edler Prinzen in Büchern und Liedern geschrieben waren. Zumindest war er das auf den ersten Blick. Hat dieser Ort eine spirituelle Bedeutung für Euer Volk? Ich selber bin zugegebener Weise der Geisterwelt nicht besonders zugewandt, aber ich hörte, dass die Feuernation bis heute Wert auf alte Traditionen legt. Ein Ort wie dieser hier hat für Eure Leute sicher eine Bedeutung. Nun, immerhin war er sich seiner Unzulänglichkeiten bewusst. Die Geisterwelt war schließlich das Fundament auf dem ihre Welt gebaut war – es hatte beinahe etwas mit Ignoranz zu tun die Augen vor ihrer Bedeutung zu verschließen. Aber es sollte Kalypso nicht kümmern, ob der Prinz seinen eigenen Geist vor diesen Dingen lieber verschließen wollte. Wichtiger war es einen guten Eindruck für sich und für ihre Nation zu hinterlassen – gerade, weil Kalypso sich selbst den Narren nicht aufbinden musste, dass der Friede zwischen den beiden Nationen von fragiler Natur war. Sie nickte, während die beiden sich langsam dem See mehr und mehr näherten. „Es hat etwas Friedliches sich an manchen Traditionen festzuhalten, wenn die Welt sich um uns doch so rasant verändert, aber nicht alles hält ewig und es wäre eine verpasste Möglichkeit nicht voneinander zu lernen. Ich weiß zu wenig über die Traditionen des Erdkönigreichs.“, gestand die Mätresse, obwohl sie vermutlich mehr wusste als man von ihr erwarten würde. Sie hatte viel Zeit über Bücher versunken verbracht und Prinzessin Soraya glänzte nicht ausschließlich durch gähnende Langeweile. Natürlich hielt Kalypso die meisten Bräuche und Traditionen des Erdkönigreichs für minderbemittelt und zurückgeblieben, aber Unwissen war nie etwas, das die Mätresse bestrebt hatte. Und es war durchaus fair, wenn sie ihr Wissen mit dem Prinzen teilte, wenn er ihr die ein oder andere Geschichte über seine Heimat erzählen würde. Aber noch hatte der Phönixbaum genug Sprächstoff zu liefern. „Es heißt, dass die schwarzen Bäume einst in voller Pracht in dem Land geblüht haben. Empfindliches Gewächs, das sich nur unter viel Licht am Leben und Gedeihen halten konnte. Vor Jahrtausenden sollte eine Sonnenfinsternis die Verdammnis der Bäume bedeuten. Der Geist des Sees und Schützer des Waldes soll als kein Licht mehr den Boden hier berührt hat die Leben der einzelnen Bäume zu einem vereint haben. Sie mussten sterben, um den Phönixbaum sein Leben zu schenken, der auch die tiefste Finsternis übersteht.“ Das Überleben des Stärkeren. Die Natur, die Geister – jede Geschichte funktionierte auf diese Weise und berechtigte die Logik dahinter. Kalypso Stimme hatte bei der düsteren Erzählung den heiteren Klang verloren und für einen Moment mutete dem zarten Gesicht eine Melancholie an, die der Mätresse zumeist fremd war und die sie auch in diesem Moment nicht spürte. Aber wenn der Prinz den Ort so schon als unheimlich empfand, dann wollte sie ihn nicht stärker mit der Geschichte ängstigen. Sie traten näher an den See heran. Leise knirschte der weiße Sand unter ihren Füßen und vor ihnen offenbarte sich der ruhige See in seiner Schönheit. „Es ist ein heiliger Ort. Kein Mensch und kein Tier lebt hier und man sagt nichts stirbt hier.“ Kalypso war in die Hocke gegangen und ließ die blassen Fingerspitzen über die warme Wasseroberfläche tanzen. Durch das klare Wasser konnte man an dem Boden die tiefroten Algen wabern sehen, wie Glut. „Nur der Phönixbaum stirbt und erwacht hier Jahr für Jahr.“ Kalypso sah zu dem Prinzen hinauf und lächelte sanft, während ihre Augen vielleicht ein wenig amüsiert, vielleicht ein wenig ehrfürchtig über die Sage funkelten. „Das ist zumindest die Geschichte, die man sich erzählt.“ Ein wenig von ihnen entfernt war ein Steg aus dunklem Holz in das Wasser gelassen, der die Möglichkeit bot zur Mitte des Sees auf der kleinen Insel, wo der Baum seine Wurzeln schlug und diese tief ins Wasser reichten, zu gelangen. herkunft Capital City
stand Adel
alter 28 Jahre
gender Weiblich
bändigung Luft
beruf Mätresse
größe 1,58
erscheinung
Kalypso ist schön. Sie ist auf eine Art schön, die Menschen dazu bringt sie anders zu behandeln, als würde sie allein durch ihr Äußeres ein besserer Mensch sein. Das honigblonde Haar fällt in dicken Locken über ihren Rücken und ihre Augen sind von einem klaren, himmlischen Blau. Wenn ihr Gesicht ruhig schlummert, hat es fast einen melancholischen Zauber, der gebrochen wird sobald sich die sinnlichen Lippen zu einem Lächeln strecken. Ihre Haut hat eine vornehme Blässe und ihre zierliche, weiche Figur lässt schnell erahnen, dass sie noch nie große körperliche Arbeit leisten musste. Sie ist nicht größer als 158cm und mit ihrem Auftreten ist sie zwar eitel und oft extravagant, aber würde eigentlich nicht sonderlich aus Masse hervorstechen. Unter den zahllosen Schönheiten am Hof mag sie nur eine von vielen sein, keine besondere – trotzdem hat Kalypso das Talent, völlig gleich wo sie steht, zum Mittelpunkt des Raumes zu werden. Wie ein Feuer in kalter Nacht, dem man sich nicht nähert weil es so schön brennt, sondern weil es Wärme schenkt. Fast eine absurde Vorstellung, wenn man den Kern von Kalypsos Wesen erfasst hat, aber ihre Ausstrahlung ist von nichts anderem gezeichnet als spielerischer Herzlichkeit. Wie eine Umarmung und ein Lächeln, wie von Sonnenlicht geküsst zu sein.
Es gibt nur seltene Augenblicke, in denen Kalypso ihr Auftreten nicht unter Kontrolle hat. Etwas, das nicht unbedingt auffällt, denn die Art wie sich präsentiert, passt oft so gar nicht zu den höflichen, kühlen Gebräuchen am Hof. Sie bringt ein anderes Temperament und andere Launen mit, die ausgelassen und wild wirken können. Trotzdem ist Kalypso sich ihrer Stellung sehr bewusst und kann sich, wenn ihr Gegenüber und seine Stellung das fordert ernst und nachdenklich zeigen. Eine dressierte Kunstfigur, wenn man so will, unter deren vornehmer Kleidung blasse Narben am Rücken von ihrer Geschichte erzählen.
gespielt von jui
(sie/ihr)
◇
Gast
02.04.2021, 11:39
Das Erdkönigreich war die Nation der Beständigkeit, der weltlichen Ansichten und der Robustheit. Die Menschen, die hier aufgewachsen waren, ehrten den König, die Natur und die Traditionen, aber nicht die Geister. Nein, denen hatten sie nicht viel zu verdanken, was sie nicht selbst erreicht hatten und geschichtliches Wissen war nun auch nicht das, was die breite Masse der Bevölkerung vermittelt bekam. Es reichte, wenn das einfache Volk wusste, wie es Felder zu bestellen und sein Handwerk auszuüben hatte, es reichte, denn der Soldat wusste, wie er Befehle umsetzte und wenn der Diener wusste, wie sein Herr das Badewasser bevorzugte…und es reichte, wenn verwöhnte Prinzen, wie Ishar wussten, dass sie daran nichts ändern konnten. Ishar hatte nie Ehrfurcht oder Demut vor der Geisterwelt gelernt und auch die Tatsache, dass Avatar Kyoshi seinem Urgroßvater einst geholfen hatte, Ba Sing Se wieder in den Griff zu kriegen, änderte nichts daran, wie die Nation der Geisterwelt gegenüber die Augen verschloss. Ishar tat es genauso, einen Bezug zu dem Anbeten, Meditieren und Innehalten hatte er nie gehabt. Aber er hatte Respekt und dabei spielte es keine Rolle, wie er nun zur Geisterwelt stand, um die Nähe der Feuernation zu diesen Ideen zu schätzen. Ishar leugnete nicht, dass es die Geister mal gegeben hatte und dass sie irgendwo in ihrer Welt lebten und gedeihen konnten. Er sah aber keine Notwendigkeit, dass er diesen Kreaturen seine Ehrerbietung darbot, obwohl er nie einem davon begegnen würde.
Es hat etwas Friedliches sich an manchen Traditionen festzuhalten, wenn die Welt sich um uns doch so rasant verändert, aber nicht alles hält ewig und es wäre eine verpasste Möglichkeit nicht voneinander zu lernen. Ich weiß zu wenig über die Traditionen des Erdkönigreichs. Was sie sagte, klang ungewöhnlich weise für eine Mätresse. Normalerweise, so war es der Prinz aus seinem Palast gewöhnt, waren diese Damen hübsch anzusehen, gut darin, ihrem Gesprächspartner das Gefühl zu geben, dass er klüger war, als sie, aber selber waren sie meistens nicht klug. Oder klug genug, um genau das zu verschleiern. Aber Kalypso schien ihn vielerlei Hinsicht anders zu sein, auf eine positive Art und Weise, die Ishar mehr als begrüßte. Es langweilte ihn ungemein, den Gesellschafterinnen bei Hofe wieder und wieder die gleichen Geschichten zu erzählen und immer ähnlich kopflose Reaktionen zu erhalten. Gespräche führte man mit ihnen vergebens, viel eher waren es traurig einstudierte Dialoge, wie er fand. Vielleicht sah er das so, weil er sich Zeit seines Lebens damit auseinandersetzte, nie mit einer Dame bei Hofe über philosophische Themen reden zu können. Sobald ein gewisser Keil der Blutlinie zwischen ihm und seinem Gegenüber gesteckt hatte, konnte er weder Widerworte erwarten, noch Zurückweisung, weil sich das niemand wagte. Dabei war doch genau das etwas, was Gespräche und Diskussionen erst so schön abwechslungsreich machte! In jedem Fall keimte da ein Funken Hoffnung in dem Prinzen, dass in der Feuernation vielleicht ein etwas anderer Wind wehte, was er eigentlich nie und nimmer erwartet hätte. Die Feuernation stand für Disziplin und Militär, Stolz und Zielstrebigkeit…wie konnte man da dann gebildete Mätressen erwarten? Ishar lächelte die hübsche Dame mit dem auffallend hellen Haar neben sich an und nickte zustimmend, gar anerkennend. „Das sehe ich, wie Ihr. Die Welt verändert sich schnell, teilweise auch zu schnell, dass träge Konstrukte nicht mithalten können und ein Ungleichgewicht entsteht. Ich bin mir sicher, dass die größten und ältesten Traditionen unserer Nationen sich durchaus gleichen.“ Nur gab es im Erdkönigreich nicht dieses Konstrukt von Ehre, wie es in der Feuernation hochgehalten und gehuldigt wurde. Es gab auch keine Agni Kais oder den fanatischen Drang danach, die Welt zu unterjochen. Kalypso konnte nichts dafür, das hielt er ihr also natürlich weder vor, noch belastete er sie mit seinen kritischen Gedanken dazu. Sie waren hier an einem wunderbaren Ort, da schickte es sich ohnehin nicht, über schwerwiegende, weltliche Dinge zu reden. „Vielleicht…“, fügte er also an „…ergibt sich irgendwann die Möglichkeit, dass der Hof der Feuernation uns im Erdkönigreich besuchen wird. Wer weiß?“ Schön wäre es in jedem Fall, seine Schwester wieder auf gewohntem Boden zu wissen und nicht umringt von roten Bannern, brennenden Menschen und elitärem Gehabe. Während sie weiter liefen und dem Wasser näher kamen, sah sich Ishar natürlich um. Betrachtete aufmerksam und mit deutlichem Erstaunen im Blick die wunderschöne, abstrakte Gegend in die Kalypso ihn geführt hatte und fragte sich, ob er hier überhaupt in der Lage wäre, gescheit zu bändigen, weil der Boden so unnatürlich sandig war. Eine seiner Wachen war Sandbändiger, dem würde das nichts ausmachen, aber die anderen würden wohl eher Steine schleudern mit der Konsistenz eines Matschballs. Nur ein kurzer Gedanke, der aber gar nicht weiter wichtig war, weil die hübsche Dame ihm von der Geschichte des Baumes erzählte. Eine sehr…fantasievolle Geschichte, wenn man ihn fragte. Von Geistern gesegnet und geschaffen…natürlich. Das ließ er sich der Höflichkeit wegen natürlich nicht anmerken, stattdessen sah er interessiert zu ihr herüber. „Eure Geschichte fasziniert mich, sie hat etwas sehr Philosophisches an sich. Sie erinnert mich an die Einigungskriege meines Landes vor vielen Hundert Jahren.“, sagte er und auch dort war es im Kern ähnlich gewesen: Hunderte, gar tausende Stämme, Städte und Dörfer wurden geeint in einer großen, fruchtbaren Nation von Ishars Vorfahren. Kalypso hatte dabei einen Hauch Melancholie aufgelegt, er umspielte ihre ansonsten so strahlenden, fröhlichen Augen auf sonderbar passende Art und Weise, während sie davon gesprochen hatte, wie der Geist alle Seelen der Bäume in einer Großen vereint hatte. Als wäre es traurig gewesen, dass die kleinen Bäumchen zum Wohle des großen Ganzen sterben mussten. Sie kamen dem Ufer näher und Ishar blieb am Rande stehen, wo der Boden schon feucht und deshalb etwas dunkler war, als am staubtrockenen Rand weiter hinten. Dort waren die Wachen mit Abstand stehen geblieben und sprachen nach wie vor kein Wort. Schon gar nicht mit den Wachen der fremden Nation. Aber das bedachte Schweigen interessierte den Prinzen nicht, während er den See in seiner vollen Größe vor sich betrachtete und die roten Blätter an dessen Boden sah, die unter dem Lichteinfall der Sonne funkelten und tatsächlich zu brennen schienen. So sah es aus und faszinierte umso mehr. Es ist ein heiliger Ort. Kein Mensch und kein Tier lebt hier und man sagt nichts stirbt hier. Nur der Phönixbaum stirbt und erwacht hier Jahr für Jahr. Das ist zumindest die Geschichte, die man sich erzählt. „Glaubt Ihr daran?“, fragte er nach einem kurzen Moment der Stille, in dem sein Blick auf der spiegelnden Wasseroberfläche gelegen hatte, ehe er zu Kalypso sah und Anstalten machte, in Richtung des Holzstegs weiter zu gehen. „Darf man die Insel des Phönixbaums denn betreten. Ich würde ihn mir sehr gerne mal ansehen.“ Mit einem Deut zum Steg sah er zu Kalypso herüber und war neugierig, ob der Baum auch so imposant wirkte, wenn man direkt davor stand und es interessierte ihn tatsächlich, ob der Boden der Insel auch so sandig war oder aus fester Erde, wo die Wurzeln Halt und Nährstoffe finden konnten… größe
erscheinung
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beautiful but tortured
10.04.2021, 00:04
Kalypso war schlau und konnte mit Worten hervorragend umgehen. Selten sagte sie etwas, das ihrem Gegenüber negativ aufstieß – außer sie intendierte genau das, was höchstens der Fall war, wenn sich ihre Wege mit dem ungehobeltesten Schandmaul der Nation kreuzten. Ihre Worte könnten scharf schneiden wie ein Messer, schließlich las sie andere Menschen gut. Sonst wäre ihr gar nicht möglich ihre Worte in goldene Kleider zu hüllen und ihrem Gegenüber sanft und unsichtbar zu imponieren. Ihre Schmeicheleien waren nicht so simpel und einfältig wie die vieler Damen am Hof, die von sich behaupteten im gesellschaftlichen Spiel zu glänzen. Kalypso war schlicht besser darin. Und es wäre höchst unangemessen gewesen, wenn sie den Prinzen an einem Ort wie diesen mit gähnender Leere und glanzlosen Geschichten begegnet gewesen wäre. Wenn sie das Dummchen spielen würde – obwohl ihr diese Rolle durchaus gut in das naiv anmutende Gesicht stand – und damit nicht nur sich selbst in ein Licht rücken würde, in dem sie sich nicht gefiel, sondern auch die Feuernation auf ein denkbar ungebührliche Weise repräsentieren würde. Außerdem hatte Prinz Ishar ihr nicht in den wenigen Augenblicken gespiegelt, dass er von ihr die schweigsame Rolle forderte, die seinen Geschichten lauschte. Also nahm sie die nicht ein und ließ ihn darüber wundern, dass eine Frau wie sie nicht bloß hübsch lächeln konnte. Es lag sogar ein Hauch Anerkennung in seinem Lächeln als er ihre Worte zustimmend abnickte. Anerkennung war etwas, nach dem Kalypso lechzte. Nicht in derselben Tragweite wie vor etlichen Jahren, zumindest zirkulierte die Sehnsucht danach weniger um ihre eigenen Person, sondern vielmehr um die Ideale und Wünsche ihrer Nation, aber noch immer stimmte die Mätresse das Wohlwollen höher Gestellter zufrieden. Sie würde den Prinzen des Erdkönigreiches niemals auf dasselbe Podest wie die Royalität der Feuernation stellen, aber eine gewisse Ehrfurcht empfand sie auch für ihn. Das sehe ich, wie Ihr. Die Welt verändert sich schnell, teilweise auch zu schnell, dass träge Konstrukte nicht mithalten können und ein Ungleichgewicht entsteht. Ich bin mir sicher, dass die größten und ältesten Traditionen unserer Nationen sich durchaus gleichen. Einen Moment sinnte sie über seine Worte nach. Vor allem weil Kalypso widersprach, dass sich die die beiden Nationen ähnelten. So war das Feuer doch jedem anderen Länderstreif über Weiten überlegen. Aber es ließ sich nicht von der Hand weisen, dass Gesellschaft sich voneinander beeinflussen ließen, sich veränderten und annäherten. Es war auch der Weg, den Zosin gewählt hatte, in dem er das Bündnis zwischen Ares und der Rosenprinzessin beschlossen hatte. Und wenn dem nichts entgegenstehen würde, was es wieder entzwei brach, dann würde das Schicksal wohl oder übel so sein, dass die Länder vom Austausch nicht nur profitierten, sondern sich auch verändern würden. Für das Erdkönigreich bedeutete das gewiss Fortschritt. Alles, was Kalypso über das grüne Land wusste, wusste sie aus Büchern. Von Geschichten von Händlern und Botschaftern, aber nicht von jemanden, der an seiner Spitze aufgewachsen war. „An welche Tradition denkt Ihr dabei?“, fragte sie interessiert und warf ihm einen Blick von der Seite zu, der von dem sanften Lächeln begleitet war, das immer an ihren Lippen klebte. Vielleicht ergibt sich irgendwann die Möglichkeit, dass der Hof der Feuernation uns im Erdkönigreich besuchen wird. Wer weiß? Das Lächeln wurde breiter und in ihren blauen Augen glänzte begierige Überraschung. Kalypso hatte zu wenig von der Welt gesehen und zu viel über sie gelesen, um kein Interesse für sie zu haben. Sie war an den Hof gekettet und manchmal liebte sie es dort. Keinen anderer Winkel der Feuernation würde sie lieber ihr Zuhause nennen und sicherlich war sie auch nicht von Fernweh und Reiselust getrieben wie andere. Aber die zehrende Langeweile machte die Vorstellung für eine Weile fort von hier zu sein reizend. „Das wäre schön.“ Keine Floskel – so klang die volle, weiche Stimme zumindest nicht.
Eure Geschichte fasziniert mich, sie hat etwas sehr Philosophisches an sich. Sie erinnert mich an die Einigungskriege meines Landes vor vielen Hundert Jahren. Wenn Kalypso sich nicht irrte, dann hatte ein König während der Einigungskriege einen der Schutzgeister ermordet. Was den Prinzen daran an diese Geschichte erinnerte, der ganz offensichtlichen eine Ehrerbietung der Geister unterlag, wollte der Mätresse nicht unbedingt einleuchten. Aber wenn er in dem Glauben sein wollte, dass die dilettantische Geschichte mit ihren banalen Kreuzungen und Bedeutungen des Erdkönigreichs, dieser Erzählung, dann war es nicht der angemessene Ort und Kalypso nicht die richtige Person dies in Frage zu stellen. Also ließ sie für einen Moment der Nachdenklichkeit die Augen über die Oberfläche des Sees wandern. Das Schauspiel der Natur war wunderschön. Sonderbar in jedem Fall und nicht ansatzweise so facettenreich wie die blühende, bunte Natur an anderer Stelle war. Dies war ein Ort, der durch seine majestätische Einfachheit beeindruckte. Durch das Spiel aus Vergänglichkeit und Leben, das vollkommen autonom von allem funktionierte, was einige Meilen entfernt war. Die Flora hier hatte etwas unberührtes, beinahe unschuldig und zart. „Das ist der Sinn solcher Geschichten, nicht wahr? Wie wir sie deuten und wie wir ihre Bedeutung auf die Gegenwart übertragen können. Es ist ein schönes Gedankenspiel, wie viele verborgene Gemeinsamkeiten wohl existieren.“ Sie sah nicht zu ihm bei ihren Worten. Der Blick war weiter auf das Wasser gerichtet als würde sie vollkommener Ruhe und Nachdenklichkeit diese Worte aus dem See fischen oder als hätte der Wind sie an ihre Ohren getragen. Dabei war nichts davon nicht wohl überlegt. Kalypso konnte ahnen, dass es ein großer Teil des Erdkönigreichs und des Hofstaates skeptisch der neuen Heimat ihrer Prinzessin gegenüber stand. Und sicher hatte die Hinrichtung ihrer Zofe nicht bei jedem nach Gerechtigkeit angemutet und vielmehr ein grausames Bild über das Leben hier gezeichnet. Kalypso wollte mit dem Prinzen nicht darüber sprechen, natürlich nicht. Aber sie wollte sehr wohl in Zosins Sinne handeln und das Band zwischen den beiden Nationen enger knüpfen. Und das funktionierte besser, wenn man sich darauf besann, wie viel man noch nicht übereinander wusste und dass die Chance bestand positiv überrascht zu werden. Als die Stimme des Prinzen wieder erklang, drehte Kalypso das Gesicht wieder zu ihm. Mit diesen freundlichen, grünen Augen war er gewiss auch Stoff etlicher Geschichten seines Königreiches. Verkörperte möglicherweise genau das, was man in einem Prinzen sehen wollte. Ob er in diese Rolle gewachsen war oder ob er sie eingenommen hatte, wie die zweite Haut, die sein Name und sein Blut eng wie ein Gefängnis um seinen Körper schloss? Im Grunde hatte doch niemand von höherer Geburt die Chance etwas anderes zu sein, als genau das, was man von ihm erwartete. Kalypso hatte Menschen darunter straucheln sehen und andere die unter ihrem Schicksal aufblühten. Unweigerlich stellte sie sich die Frage zu welcher Sorte Prinz Ishar gehörte. Glaubt Ihr daran? „Ja.“ Voller Überzeugung glaubte sie daran. Und trotzdem hoben sich die Augenbrauen neugierig in die Höhe und sie die Augen glänzten amüsiert. „Findet Ihr das albern?“, neckte sie und lachte. Die schwere, melancholische Stimmung war von ihrem Lachen von einem Moment auf den anderen durchschnitten. Darf man die Insel des Phönixbaums denn betreten. Ich würde ihn mir sehr gerne mal ansehen. Es war schön, dass der Prinz Interesse an der Kultur und der Geschichte dieses Ortes zeigte. Selbst wenn er damit nichts anfangen konnte, so war doch der dicke Baum allein ein Anblick, den man nicht jeden Tag zu Gesicht bekam. „Dort vorne ist ein Steg ins Wasser gelassen.“ Ein blasser Fingerzeig deutete auf ein paar Hölzer, die mit Seilen verbunden auf der Oberfläche schwammen. Es war keine feste Brücke, sondern ein wackliger Parcours. Die Füße würde man sich gewiss nass machen und keine Person konnte mit eleganter Anmut darüber schreiten. Aber es war den Weg wert. herkunft Capital City
stand Adel
alter 28 Jahre
gender Weiblich
bändigung Luft
beruf Mätresse
größe 1,58
erscheinung
Kalypso ist schön. Sie ist auf eine Art schön, die Menschen dazu bringt sie anders zu behandeln, als würde sie allein durch ihr Äußeres ein besserer Mensch sein. Das honigblonde Haar fällt in dicken Locken über ihren Rücken und ihre Augen sind von einem klaren, himmlischen Blau. Wenn ihr Gesicht ruhig schlummert, hat es fast einen melancholischen Zauber, der gebrochen wird sobald sich die sinnlichen Lippen zu einem Lächeln strecken. Ihre Haut hat eine vornehme Blässe und ihre zierliche, weiche Figur lässt schnell erahnen, dass sie noch nie große körperliche Arbeit leisten musste. Sie ist nicht größer als 158cm und mit ihrem Auftreten ist sie zwar eitel und oft extravagant, aber würde eigentlich nicht sonderlich aus Masse hervorstechen. Unter den zahllosen Schönheiten am Hof mag sie nur eine von vielen sein, keine besondere – trotzdem hat Kalypso das Talent, völlig gleich wo sie steht, zum Mittelpunkt des Raumes zu werden. Wie ein Feuer in kalter Nacht, dem man sich nicht nähert weil es so schön brennt, sondern weil es Wärme schenkt. Fast eine absurde Vorstellung, wenn man den Kern von Kalypsos Wesen erfasst hat, aber ihre Ausstrahlung ist von nichts anderem gezeichnet als spielerischer Herzlichkeit. Wie eine Umarmung und ein Lächeln, wie von Sonnenlicht geküsst zu sein.
Es gibt nur seltene Augenblicke, in denen Kalypso ihr Auftreten nicht unter Kontrolle hat. Etwas, das nicht unbedingt auffällt, denn die Art wie sich präsentiert, passt oft so gar nicht zu den höflichen, kühlen Gebräuchen am Hof. Sie bringt ein anderes Temperament und andere Launen mit, die ausgelassen und wild wirken können. Trotzdem ist Kalypso sich ihrer Stellung sehr bewusst und kann sich, wenn ihr Gegenüber und seine Stellung das fordert ernst und nachdenklich zeigen. Eine dressierte Kunstfigur, wenn man so will, unter deren vornehmer Kleidung blasse Narben am Rücken von ihrer Geschichte erzählen.
gespielt von jui
(sie/ihr)
◇
Gast
11.04.2021, 11:06
Es gehörte zu den vielfältigen Aufgaben eines jungen Prinzen, zu wissen, wie die eigene Nation sich von den anderen unterschied. Zu wissen, dass in der Feuernation die Ehre im Mittelpunkt stand, dass die Menschen das Agni Kai verehrten und dass sie strebsam und zielorientiert waren. Genauso gab es bei den friedvollen Luftnomaden das Gesetz des vegetarischen Lebens, die Spiritualität und die Zeremonie der Tätowierungen. Die Wasserstämme pflegten seit Generationen das sogenannte Eiskreuzen, um ihre Jungen zu Männern werden zu lassen und im Erdkönigreich…nun, da mangelte es an solchen Ritualen durchaus. Die verletzte Ehre wurde selten durch einen Kampf auf Leben und Tod gerächt, man stützte sich stattdessen seit vielen Generationen auf das Gesetz und seine Rechte. Ishar hatte gelernt, dass seine Nation nicht nur die größte von allen war, sondern auch die vielfältigste. Während Menschen in den Sümpfen naturverbunden und einfältig waren, hatten die Bewohner der Si Wong Wüste etwas Mysteriöses und Einsiedlermäßiges an sich. Die Nation war zu groß, um einheitliche Traditionen zu wahren, bloß die Einhaltung des Gesetzes und der Respekt gegenüber höhergestellten Persönlichkeiten, insbesondere dem Königshaus, waren überall gleich. Absolut starr und unbeweglich, daran ließ sich nichts ändern, die Mentalität der Erdnation war zu unflexibel dafür und viel zu stur. An welche Traditionen denkt Ihr dabei? Ihre Frage war nachvollziehbar und unter anderen Umständen hätte Ishar sicherlich darüber gesprochen, dass er das Herrschersystem, die Monarchie und Unterdrückung nicht unbedingt gut hieß – auch wenn er aktuell einer der offensichtlichen Gewinner des Systems war. Aber Kalypso war ihm zwar sympathisch, aber fremd. Sie war eine Dame des Hofes jener Nation, welche die seine seit Jahrzehnten angegriffen hatte. Der Frieden zwischen Feuer und Erde war fragil, nicht zuletzt weil der Stolz der Erdnation stark gekränkt worden war, weil unzählige Menschen in die Sklaverei gezwungen wurden. Aber darum sollte es nicht gehen, nein. Fakt war jedoch, dass Ishar nicht naiv genug war, auf feindlichem Terrain Kritik am System zu äußern, das ihm in diesem Moment acht royale Erdbändiger an die Seite stellte und sein Leben schützte. „Oh, da gibt es diverse Festivitäten. Ich hörte, der Namenstag des Feuerlords wird mit einem ähnlichen Spektakel gefeiert wie der des Erdkönigs. Der Bund der Ehe wird hoch gehalten, bei Euch, wie bei uns und sofern meine Eindrücke und Kenntnisse mich nicht trügen, habt Ihr ein ähnliches Verhältnis zu Eurer Heimat, wie ich zu der meinen.“, sagte er und sah sie unbeirrt mit einem Lächeln auf den Lippen an. Er hätte genauso die harte Bestrafung erwähnen können, die für Verrat oder andere Verbrechen verhängt wurde. Sicher war die Feuernation ähnlich menschenverachtend und ähnlich grausam eingestellt. Er hatte Berichte von der Front des Krieges gelesen, die schreckliche Hinrichtungen von Deserteuren und Kriegsgefangenen festhielten. Da nahmen sich die beiden größten Nationen wenig… Einen Besuch des Hofes ihrer Nation wäre durchaus denkbar, wenn auch gewagt und noch um einige Jahre zu früh. Aber möglich wäre es im Namen des Friedens, da war sich Ishar sicher. Nur aktuell wäre seine eigenen Nation wahrlich nicht bereit dafür, die vielen Grausamkeiten, Angriffe und Demütigungen zu vergessen und freundschaftlich die Arme auszubreiten. Royale Hochzeit hin oder her… Aber sollte eines Tages Frieden einkehren, dann wäre eine Gesellschafterin wie Kalypso in seiner Heimat sicher gern gesehen.
Das ist der Sinn solcher Geschichten, nicht wahr?... Sie sah auf den See hinaus und auch Ishar konnte den Blick nur kurz davon abwenden, um die Dame mit den langen, blonden Locken zu betrachten, ehe er wieder auf das Wasser blickte. Es hatte etwas Anziehendes an sich, was er nur selten zuvor erlebt hatte und er würde möglicher Weise seine Eindrücke von diesem Ort selber auf Papier festhalten und eine Schrift dem Archiv der Universität von Ba Sing Se beisteuern. Das hatte er schon einige Male getan, aber natürlich nie unter seinem Namen. Prinzen waren keine klassischen Gelehrten, sie machten sich nicht die Mühe, Wissen mit ihren Untertanen zu teilen, sie standen über solcherlei Dingen. Es ist ein schönes Gedankenspiel, wie viele verborgene Gemeinsamkeiten wohl existieren. Er nickte leicht und umfasste dann die linke Hand hinter seinem Rücken mit der Rechten. Ishar glaubte daran, dass alle Menschen gleich waren. Ungeachtet ihrer Herkunft, ihres Standes, ihres Elements oder ihres Aussehens. Er glaubte nicht an Schicksal und Vorsehung, glaubte nicht an einen höheren Sinn im Leben oder gar die Macht der Geister. Ishar glaubte an das Hier und Jetzt und an das Gute im Leben. Naiv. Eine Träumerei, die sich nur jene leisten konnten, die nicht damit beschäftigt waren, tagtäglich um ihr Überleben zu kämpfen. Und entsprechend glaubte sein absolut weltlicher Verstand auch nicht daran, dass ein Ort magisch oder spirituell war. Er fühlte sich anders an, das ließ sich nicht leugnen, aber letztlich war Ishar sich sicher, dass nichts Schlimmes passieren würde, wenn er den Ort wie auch immer entweihte. Am Ende war es nur ein Baum auf einer Insel im See. Aber Kalypso glaubte an die Geschichte dahinter. Voll der Überzeugung schien sie das zu tun, denn ihre Stille ließ keinen Zweifel zu, als sie mit einem klaren Ja antwortete und ihn ansah. Findet Ihr das albern? Ein spürbarer Witz lag in ihrer amüsierten Stimme, beinahe vertraut klang sie dabei. Ishar schmunzelte und zuckte leicht mit den Schultern, offensichtlich, dass er ihr in keinem Falle zu nahe treten wollte mit seiner Ansicht. „Das stünde mir nicht zu.“, sagte er bescheiden und respektierte den Glauben anderer Menschen schon aus Prinzip, ungeachtet davon, ob er ihn nun teilte oder nicht. „Euer Vertrauen in diese wundersame Geschichte hat sicher etwas äußerst Ernstes an sich. Es albern zu finden, wäre selbst…oder gerade für einen Prinzen unangemessen, findet ihr nicht?“, sagte er freundlich und respektvoll zu der hübschen Dame. Ishar der Gentleman. Höflich und achtsam, besonders wenn er Gast in einer fremden Nation war. Und gerade weil er die Traditionen der Feuernation zu respektieren versuchte, fragte er ihr offensichtlich kundige Dame danach, ob er denn ein Mal den Baum berühren dürfe – ohne eine internationale Katastrophe auszulösen. Bedingt durch Unwissen und daraus resultierende Entweihung eines heiligen Ortes. Darauf könnte er wirklich verzichten und seine Nation ebenso. Und anstatt sich blindlinks auf den Weg zu machen, vertraute er auf die Ehrlichkeit und die guten Absichten der Gesellschafterin. Dort vorn ist ein Steg ins Wasser gelassen. Ihr Deut zeigte auf eine auffallende Linie, die sich über den See bis hin zur Insel führte. Ishar verzog leicht ungläubig die Brauen und kurz zuckten die Mundwinkel nach unten. Das war doch kein Steg, keine Brücke, kein angemessener Übergang. Das war nicht mehr, als zusammengeschnürtes Treibholz. Nebenbei gingen sie näher und Ishars Skepsis verflog recht schnell wieder, weil der Wille, diesen Baum aus der Nähe zu sehen, bei Weitem größer war, als die Skepsis über diesen Steg. „Aus welchem Grund baut man eine derartige Brücke? Man wird unweigerlich nass, wenn man sie zu überqueren versucht.“, kommentierte er und blieb schließlich am Wasser stehen, das Holz trieb sanft und wiegend hin und her. Straff gespannt wirkten die Seile immerhin, aber selbst Ishar erkannte, dass er nass werden würde. Kurz schien er zu hadern, ob er den Weg wagen wollte oder nicht. Er war kein Entdecker, wirklich nicht, aber er schreckte nicht davor zurück, irgendwelchen Unsinn zu machen. „Nagut…“, sagte er dann und hob seinen rechten Fuß, um sich den Lederstiefel mit den auffälligen Goldapplikationen vom Fuß zu ziehen. „Mein Prinz, seid Ihr Euch sicher, dass…“, hüpfend sah Ishar zu einem der Wachleute herüber, der nähergekommen war. Seine Bedenken und seine Sorge standen ihm ins Gesicht geschrieben. „Talon, macht Euch keine Sorgen! Es ist doch nur Wasser.“ Ishar sprach sogar seine Wachen höflich an und kannte die Namen von ihnen. Der Schuh wurde sorgsam abgestellt, dann zog er sich den anderen aus und stellte ihn daneben. Talon jedoch sah noch immer besorgt aus. Er war ein guter Mann und Vater von vier Töchtern. Einen Sohn hatte er nicht geschenkt bekommen, dafür waren seine Mädchen allesamt begnadete Bändigerinnen. Ishar hatte sie kennenlernen dürfen, eher flüchtig, er war ja noch immer der Prinz. „Euer Gnaden, wir bändigen Euch gerne einen ordentlichen Übergang. Auf diesem können wir Euch nur schwer folgen.“ Ishar trat näher an den größeren Mann heran, der wie ein typischer Mann aus dem Erdkönigreich aussah. Breit gebaut, grüne Augen, schwarzes Haar und ein Bart, der ihn älter wirken ließ, als er war. Ishar musste zu ihm hoch sehen und zog sich in weiser Voraussicht, dass er auch ins Wasser fallen könnte den dünnen Mantel aus, um ihn seiner Wache zu reichen. „Ihr seid ein wahrlich guter Mann, Talon.“ Dann schlug er den Anderen in beinahe freundschaftlicher Manier gegen die Schulter. „Aber manchmal seid ihr zu verkopft. Sicher begleitet mich die Dame, nicht wahr?“, dabei wandte er sich zu Kalypso herum und schien die Bedenken der Wache dabei keineswegs zu teilen. größe
erscheinung
◇
beautiful but tortured
22.04.2021, 15:45
Während des Aufenthalts der Besucher auf dem Erdkönigreich hatte Kalypso so manche nette Bekanntschaft gemacht. Das ein oder andere freundliche Gespräch geführt und sie hatte sogar vereinzelt Interesse an den fremden Leuten. Gewiss war sie sich, dass jeder einzelne von ihnen ihrem Charme erlegen war, sobald sie mit ihr in ein Gespräch verwickelt waren. Und sie war auch dem Prinzen nicht abgeneigt. Da waren kein Gram und kein böser Gedanke ihm gegenüber. Kalypso genoss den Spaziergang sogar auf ihre Art. Aber ohne Zweifel würde sie nicht einmal mit der Wimper zucken, wenn sich eines Tages jeder von ihnen der Vorherrschaft der Feuernation beugen müsste. Da konnte sie Prinz Ishar noch so charmant und seine Gesellschaft noch so angenehm finden, am Ende floss auch nichts Weiteres als Dreck durch seine Adern und er war dem Feuer ihrer geliebten Nation weit unterlegen. Kalypso lauschte seinen Worten über die ähnlichen Traditionen des Erdkönigreichs und der Feuernation. Dass sie sich in der Hochhaltung des Ehebundes glichen und Festlichkeiten auf denselben Tagen fielen. Ihr war ebenso bewusst wie ihm, dass es weit hässlichere Ähnlichkeiten gab und viele der Unterschiede gravierend waren. Aber es war nicht im Sinne Zosins Zwietracht zwischen den beiden Nationen zu schüren und sowohl sie als auch Prinz Ishar schienen sich dieser Regel kompromisslos hingegeben zu haben. Tanzten in dem höflichen Gespräch über jede unangenehme Realität herum und ließen die klaffende Alpträume, die der Krieg hinterlassen hatte, bescheiden aus. Kalypso hielt das für richtig. Wenn es denn tatsächlich so sein sollte, dass die Zukunft der beiden Länder sich enger ineinander verschränkte, dann war dieses langsame Herantasten richtig und angemessen. Und es wäre fatal bloß in die Vergangenheit zu schauen und sich den negativen Gefühlen hinzugeben, die dort zum Leben erweckt worden waren. Außerdem war das schlicht nicht Kalypsos Platz. Sie führten zwar ein eher ernstes Gespräch, aber sie war Gesellschafterin um eine schöne Atmosphäre zu gestalten, nichts Weiteres. Sie hatte ihm ihre ganze Aufmerksamkeit geschenkt, während er erzählte. Jedem Wort, jeder kleinen Mimik, jeder Geste. Das tat sie immer in Gesprächen und vermutlich redeten deshalb viele andere Menschen so gern mit ihr, weil für den Augenblick nichts anderes zu existieren schien …
Ihr Gespräch war weitergezogen. Hin zu dem See. Zu seiner Geschichte und dem Glauben, der damit verbunden war. Dass die Feuernation in ihren Traditionen und in ihrer Geschichte oft so eng mit der Geisterwelt verbunden war, sprach für Kalypso nur noch viel stärker dafür, dass dieses Land und ihr Volk besonders waren. Bedeutungsvoller, schicksalstragender, beeindruckender. Und sie glaubte daran. Nicht nur an die magischen Geschichten, sondern auch an diejenigen, die von Schrecken und Horror gezeichnet waren. Daran, dass manche Menschen besser und wichtiger waren als andere. Ihr Glaube war Kraft, aber sie war ihm auch willenlos ergeben. Sie hielt das für richtig. Aber die Mätresse wusste auch, dass weniger spirituelle Menschen diese Geschichten für absurd hielten. Also fragte sie Prinz Ishar danach. Das stünde mir nicht zu. Kalypso lachte. Ein schlicht erfreutes Lachen. Euer Vertrauen in diese wundersame Geschichte hat sicher etwas äußerst Ernstes an sich. Es albern zu finden, wäre selbst…oder gerade für einen Prinzen unangemessen, findet ihr nicht? Sie sah zu ihm. Der Prinz war wirklich ausgesprochen freundlich. „Ich bin nicht eitel genug, um davon beleidigt zu sein. Aber ich danke Eurem Anstand, dass Ihr solch einem Gedanken keinen Einlass gewähren würdet.“ Dann beantwortete sie seine Frage mit einem Lachen in der Stimme. „Ich fürchte, dies zu bewerten stünde mir nicht zu.“, wiederholte sie seine Wortwahl mit einem freundlichen Lächeln in der Stimme. Unangemessenes Gedankengut. Das war eine komplexe Angelegenheit und sicherlich kein Thema für sie und den Prinzen der fremden Nation. Es war in jedem Fall schwierig über Gedanken ein Urteil zu fällen – wie viel Schaden konnten sie anrichten? Ein jeder müsste sich vor Gericht stellen, wenn Gedanken ausreichend und verheerend genug wären, um jemanden einer Sünde oder einer Strafe zu bezichtigen. Das waren sie nicht und Kalypso war zu pragmatisch und nicht romantisch genug, um dem Glauben zu verfallen, dass die meisten Menschen frei von unangemessenen Gedanken waren. Aber es waren auch Gedanken, in denen falsche Ideologien, Überzeugungen und Pläne keimten. Es waren auch ihre Gedanken, die sie plagten und an ihr zerrten. Vieles wäre gewiss einfacher, wenn sie ein wenig dümmer wäre. Kalypso würde mit Freuden jede einzelne Facette ihrer Herkunft verleumden und auslöschen. Von sich aus sprach sie nicht über ihre Heimat und sie glaubte durchaus das Mädchen aus dem Fischerdorf längst hinter sich gelassen zu haben. Aber es gab doch das ein oder andere Merkmal, das verriet, dass sie nicht auf Seidenkissen in Rosengärten aufgewachsen war, denn zimperlich war die Mätresse nicht. Sie hatte mit Bedauern bemerkt, wie ihre Muskeln über die Jahre am Hof verkümmert waren. Zwar war sie nie eine besonders abenteuerlustige Frau gewesen, die sich gerne mit schwerer Arbeit beschäftigte – ganz im Gegenteil –, aber sie hatte ohne Probleme den ganzen Tag in Bewegung an der frischen Luft verbringen können. Es war eine Leichtigkeit gewesen die Klippen am Strand von dem kleinen Dorf zu erklimmen und sie hatte sich in der Heimlichkeit der Nacht mit den anderen Kindern aus dem kleinen Ort auf anliegende Handelsschiffe stehlen können. War allein über die Reling geklettert und hatte leichtfüßig die Beine beim Wettrennen mit den anderen über den Boden jagen lassen. Jetzt konnte sie keine Kutsche verlassen ohne Hilfe über eine höflich gereichte Hand geboten zu bekommen. Für keinen Preis der Welt würde sie ihr Leben mit ihrem alten tauschen wollen. Aber es war manchmal ermüdend jeden kleinsten Fingerstreich abgenommen zu bekommen als wäre man zu zart für die Realität. Prinz Ishar hingegen zierte sich scheinbar allein bei der Vorstellung sich die Füße nass machen zu können. Misstrauisch beäugte der Prinz den Steg. Aus welchem Grund baut man eine derartige Brücke? Man wird unweigerlich nass, wenn man sie zu überqueren versucht. „Sie ist kein allzu großer Eingriff in die Natur.“, erklärte Kalypso wertungslos das Offensichtliche. Die Entscheidung, ob es ihm die nassen Füße wert war, schien schnell entschieden zu sein. Schon streifte er sich die Stiefel von den Füßen und hüpfte auf einem Bein, was einen ausgesprochen albernen Anblick bot, während sich eine seiner Wachen an ihn wand. Kalypso distanzierte sich höflich von dem Gespräch und dem Prinzen, der sich seiner Schuhe entledigte. Ihr fiel auf, dass er seine Gefolgsleute mit Vornamen und Anrede ansprach. Etwas, das keinem der Würdenträger in der Feuernation im Traum einfallen würde. Sie verstand nicht, wieso er das machte. Kalypso selbst sprach viel mit Bediensteten, merkte sich ihre Sorgen und war stets freundlich. Das tat sie mitnichten deshalb, weil es sie ernsthaft scherte, wessen Mutter gerade krank war oder weil sie die Gedanken eines dilettantischen Boten so interessant fand. Für sie war Beliebtheit nützlich. Aber der Prinz brauchte nicht so zu handeln. Vielleicht war er wirklich einfach freundlich. Seltsam. Sie drehte sich erst wieder zu dem Prinzen als er sie ansprach. Aber manchmal seid ihr zu verkopft. Sicher begleitet mich die Dame, nicht wahr? Sie lächelte und nickte. „Selbstverständlich.“ Kalypso streifte sich die Seidenpantoffeln von den blassen Füßen, die denkbar unbequem für einen langen Spaziergang waren, aber dem Fuß eine hübsche, schmale Silhouette gaben. Sie würde sich die Füße blutig laufen ohne zu jammern oder zu klagen. Nötig war das allerdings bisher nicht. Kurz wanderte ihr Blick zu den Wachen. Sie würden in ihren schweren Rüstungen unmöglich den Steg passieren können. Zumindest nicht solange sich der Prinz und sie darüber hangelten. Aber an einem Ort wie diesem sorgte Kalypso sich ohnehin nicht. Sie hob die Röcke leicht an und setzte den Fuß ins Wasser. herkunft Capital City
stand Adel
alter 28 Jahre
gender Weiblich
bändigung Luft
beruf Mätresse
größe 1,58
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Kalypso ist schön. Sie ist auf eine Art schön, die Menschen dazu bringt sie anders zu behandeln, als würde sie allein durch ihr Äußeres ein besserer Mensch sein. Das honigblonde Haar fällt in dicken Locken über ihren Rücken und ihre Augen sind von einem klaren, himmlischen Blau. Wenn ihr Gesicht ruhig schlummert, hat es fast einen melancholischen Zauber, der gebrochen wird sobald sich die sinnlichen Lippen zu einem Lächeln strecken. Ihre Haut hat eine vornehme Blässe und ihre zierliche, weiche Figur lässt schnell erahnen, dass sie noch nie große körperliche Arbeit leisten musste. Sie ist nicht größer als 158cm und mit ihrem Auftreten ist sie zwar eitel und oft extravagant, aber würde eigentlich nicht sonderlich aus Masse hervorstechen. Unter den zahllosen Schönheiten am Hof mag sie nur eine von vielen sein, keine besondere – trotzdem hat Kalypso das Talent, völlig gleich wo sie steht, zum Mittelpunkt des Raumes zu werden. Wie ein Feuer in kalter Nacht, dem man sich nicht nähert weil es so schön brennt, sondern weil es Wärme schenkt. Fast eine absurde Vorstellung, wenn man den Kern von Kalypsos Wesen erfasst hat, aber ihre Ausstrahlung ist von nichts anderem gezeichnet als spielerischer Herzlichkeit. Wie eine Umarmung und ein Lächeln, wie von Sonnenlicht geküsst zu sein.
Es gibt nur seltene Augenblicke, in denen Kalypso ihr Auftreten nicht unter Kontrolle hat. Etwas, das nicht unbedingt auffällt, denn die Art wie sich präsentiert, passt oft so gar nicht zu den höflichen, kühlen Gebräuchen am Hof. Sie bringt ein anderes Temperament und andere Launen mit, die ausgelassen und wild wirken können. Trotzdem ist Kalypso sich ihrer Stellung sehr bewusst und kann sich, wenn ihr Gegenüber und seine Stellung das fordert ernst und nachdenklich zeigen. Eine dressierte Kunstfigur, wenn man so will, unter deren vornehmer Kleidung blasse Narben am Rücken von ihrer Geschichte erzählen.
gespielt von jui
(sie/ihr)
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Gast
06.05.2021, 21:04
Ishar hatte immer Tugend besessen. Witz genauso, wie Charme und Einfühlungsvermögen hatte er in die Wiege gelegt bekommen und entgegen seiner jüngeren Schwester hielt er all jene, die ihr Leben in Knechtschaft pflichteten, nicht für minder wertvoll, als Menschen von hohem Stande. Ishar war auch ein gerechter Mann, wenn auch hin und wieder äußerst egoistisch veranlagt, so neigte er nicht zum grausamen Wahnsinn, dafür jedoch zum naiven Übermut oder zu tollkühnen Dummheiten. Ishar war nicht ambitioniert, er war ein Tagträumer und letztlich ein äußerst feiger Mann. Er war lieber derjenige, der wegrannte, als dass er sich einer Gefahr stellte und er war nicht gewillt, schwere Entscheidungen zu treffen, um ihre Konsequenzen zu tragen. Er brachte durchaus gute Voraussetzungen mit, ein guter König zu werden, aber letztlich würde er eher davonlaufen, als dass er den Platz seiner älteren Brüder einnahm. Kämen sie um, wäre das Land verloren, da war er sich sicher. Oft haben seine Meister ihn dazu angehalten, mehr Strenge zu zeigen und weniger Mitgefühl aufzubringen. Nicht, um grausam und brutal zu handeln, sondern um eine Führungsposition einzunehmen, der man Respekt entgegnete, aber Ishar war nicht Respekt einflößend. Er war locker und fröhlich, hin und wieder auch verstört oder gar panisch, aber insgesamt doch eher ein Mann, der nicht mit der Verantwortung umgehen könnte, die sein Blutrecht ihm zusprechen könnte. Was er lieber machte, war einen guten Eindruck. Er war darin sogar ganz gut, man sprach gerne über ihn als einen lustigen, freundlichen Prinzen, einen fairen Mann. Seine mangelhaften Führungsqualitäten blieben dabei außen vor. Er war nicht mal ein herausragender Bändiger. Nie und nimmer könnte er einen Gegner niederstrecken und genauso wenig wäre er an der Front eines Angriffs zu sehen. Auch dann nicht, wenn die Hofschmiede ihm die besten und teuersten Rüstungen anfertigen würde, wäre er an der Front gut aufgehoben…Viel lieber sah er sich mit einer hübschen Gesellschafterin auf Wanderschaft durch die betörend schöne Natur der Feuernation. Seine höfliche Zurückhaltung ließ die Blondine schmunzeln, wie es schien. Er wagte es nicht, über ihren Glauben zu urteilen und auch sonst hielt er Urteile gern von sich gern. Neutralität war nicht unbedingt die Mentalität seiner Nation, aber sie stand Ishar gut zu Gesicht. Ich fürchte, dies zu bewerten stünde mir nicht zu. Sie hatte ein bezauberndes Schmunzeln auf den Lippen und Ishar kam nicht umhin, es respektvoll zu erwidern, um ihr nicht einzureden, dass sie ihm gegenüber durchaus frei sprechen durfte. Was er aber nicht vergessen durfte war, dass sie letztlich des Feuerlords Mätresse war. Die Frau, die an der Seite des inoffiziellen Staatsfeindes stand und mit ihm schlief. Sie mochte freundlich, fröhlich und eine äußerst angenehme Gesellschaft sein, dennoch war sie auf eine gewisse Weise gar gefährlich. Sie und der Einfluss, welchen sie hatte.
An der Brücke angekommen, sah der Prinz einen Moment skeptisch über das stille Wasser, das durch das sanfte hin und her schwingen der schwimmenden Brücke in leichte Wellen gezwungen wurde. Eine solche Konstruktion ergab in dem Kopf eines Erdbändigers keinen Sinn. Wahrscheinlich war das bei den meisten Menschen seiner Nation der Fall. Sie waren Baumeister, sie formten und veränderten die Erde und damit ihre Umgebung, das gehörte zu ihrer Kultur dazu, wie das Agni Kai zu der der Feuernation. Die Sorge seiner Wache tat Ishar ab. Naiv, würde mancher meinen, verständlich manch anderer. Ishar hatte sich zu Kalypso gewandt und diese hatte mit einem süßen Selbstverständlich geantwortet und die schicken Pantoffel ausgezogen, ehe sie sich umdrehte und er höflich mit dem linken Arm hinter dem eigenen Rücken der Gesellschafterin den Vortritt ließ. Sie setzte den ersten Fuß ins Wasser und aufmerksam beobachtete Ishar, wie sie schließlich von einer Sprosse auf die nächste stieg. Leichtfüßig. Er wartete einen Moment ab, ehe er ihr folgte und dabei gut zehn, zwölf Sprossen Abstand zwischen ihnen blieben. Je weiter sie auseinander waren, desto besser würde diese marode, instabile Konstruktion halten, was sie versprach. „Ihr macht das nicht zu ersten Mal, nicht wahr? So geschickt, wie Ihr euch anstellt…“, rief er nach vorn, während der Prinz offensichtlich nur langsam und unsicher vorankam. Was bei ihr recht leicht wirkte und aussah, erweckte bei ihm den Anschein, als habe er jedes Gleichgewicht an Land zurückgelassen. Gut, er konnte schwimmen, aber am Ende würde er lieber möglichst trocken auf der Insel ankommen, wo der imposante Phönixbaum wartete. Ishar hatte die Arme links und rechts ausgebreitet und hielt sie hoch, wie Flügel, glich in penibler Unsicherheit aus, was sein Gleichgewicht mit jeder weiteren Sprosse verbockte. „Ich wünschte nur…whow!...ich könnte das selbe von mir…behaupten.“, scherzte er über seine eigene Ungeschicklichkeit und kam nicht umhin, das kühle Nass des teilweise glitschigen Holzes an seinen Füßen ja doch irgendwie wohltuend zu finden. Immerhin war es warm in der Feuernation. Warm und sonnig, beinahe paradiesisch. Herrlich, wie sich eine Nation entfalten konnte, wenn sie nicht ständig angegriffen wurde… größe
erscheinung
◇
beautiful but tortured
05.06.2021, 14:42
Ambition war für Kalypso die größte Tugend und sie hatte nie Bewunderung für ein weiches Herz empfunden. Sie konnte empathisch agieren, weil sie über die Jahre gelernt hatte Menschen und ihre Bedürfnisse zu lesen. Für viele hinterließ sie so durchaus das Bild einer feinfühligen und wertschätzenden Frau, aber Mitgefühl empfand sie nicht. Das war eine Qualität, die vor allem bei dem weiblichen Geschlecht, oft als begehrens- und erstrebenswert galt. Für Kalypso war Mitgefühl ein schleierhaftes Geheimnis, zu dem sie absolut keinen Zugang hatte. Sie sah auch keine Stärke darin, nichts, was in ihrer Betrachtungsweise der Welt eine dienliche Wesenseigenschaft eines Herrschers wäre. Und so war es wohl gut, dass sie sich von dem Titel und Ansehen des Prinzen blenden ließ, denn sie hätte keine Achtung für seinen gutherzigen und wenig strebsamen Charakter. Aber es ging ja auch nicht darum, dass Prinz Ishar bei ihr einen guten Eindruck hinterließ. Es ging eigentlich nie darum, was oder wen Kalypso für richtig oder gut befand. Und obwohl sie sich selbst durchaus als ambitionierte Frau beschreiben würde, war sie in dem Ansehen ihrer Stellung doch nicht mehr als schicksalsergeben, demütig. Für viele mochte das ein Widerspruch sein, aber im Grunde glaubte Kalypso aus tiefstem Herzen an die Richtigkeit von den Strukturen und Positionen ihrer Gesellschaft. Dazu gehörten eben das stille Einverständnis mit ihrer eigenen Machtlosigkeit und das geübte Schlüpfen in ihre Rolle als unterhaltsamer Zeitvertreib. Und es hatte ja durchaus seine Vorteile, dass sie derart klein gehalten wurde. Kaum eine andere Adelsdame konnte sich so freimütig und spielerisch bewegen. So waren die meisten von ihnen doch eher steif und eher elegant. Was ihnen als unschicklich ausgelegt würde, galt bei der Mätresse des Feuerlords als charmant. Natürlich fand Kalypsos Freimütigkeit auch bloß in einem angemessenen Maß statt. Eine herzliche Fassade, die wortgewandt und gewitzt wirkte, aber dennoch streng einem Kodex untergeordnet war, was man von ihr erwartete. So war es für sie auch nicht ungebührlich den Prinzen des Erdkönigreichs auf die abgeschiedene Insel des Phönixbaums zu entführen und dafür die Schuhe auszuziehen, um über den wackligen Steg zu balancieren, anstatt steif unter einem Pavillon träge Gespräche zu führen. Zu viel der höfischen Gepflogenheiten hatten die Blonde immer gelangweilt und tatsächlich genoss sie Ausflüge wie diese.
Vorsichtig und geschickt balancierte sie einen Fuß vor den anderen, während das Holz sanft unter ihrem Gewicht nachgab und das Wasser ihre Knöchel umspielte. Der Saum ihres Kleides sog sich mit Wasser voll, färbte den weißen Stoff ungleichmäßig dunkler. Die Hände hatte Kalypso dabei in Höhe der Hüfte leicht von sich gestreckt, um das Gleichgewicht zu wahren und wanderte so spielerisch leicht bis zur Mitte des Sees. Ihr macht das nicht zu ersten Mal, nicht wahr? So geschickt, wie Ihr euch anstellt… Kalypso war Prinz Ishar gegenüber im klaren Vorteil. Nicht nur war sie schon einige Male über diesen Steg gelaufen. Sie war auch leichter, kleiner und hatte zudem ein hervorragendes Körpergefühl. Es gab wenige Dinge, bei denen Kalypso sich mit Mittelmäßigkeit zufrieden gab – auch wenn es Lappalien waren wie das Balancieren über einen morschen Steg. Sie lachte leise und der helle Klang ihrer Stimme gehörte zu den wenigen Geräuschen in der vollkommenen Stille dieses mystischen Orts. Sie warf einen vorsichtigen Blick über ihre Schulter und besah Prinz Ishar seiner tölpelhaften Versuche das Gleichgewicht zu halten. Das Wanken seines ungeschickten Schritts konnte die Mätresse unter ihren eigenen Füßen spüren, wenn der seilerne Steg ungleichmäßig von der einen Seite zur anderen kippte. Ich wünschte nur…whow!...ich könnte das selbe von mir…behaupten. Es blieb bloß zu hoffen, dass der Prinz nicht ins Wasser fiel. Das würde ihr sicher nicht gut angerechnet werden. Ein klatschnasser Prinz, der anstatt eines schönen Ausflugs über ein unfreiwilliges Bad zu berichten hätte. Auch wenn Kalypso sich nicht besonders gewaltvoll dazu zwingen musste eine schöne Zeit zu mimen, so war doch der vorrangige Gedanke hinter jedem ihrer Worte, jedem Lächeln und jeder Geste, dass der Prinz einen positiven Eindruck von der Feuernation gewann. Das hatte Zosin ihr aufgetragen. Manche Gemüter hatten geschäumt, nachdem die Dienerin von Prinzessin Soraya, die Bastardschwester von Prinzessin Eurybia, vor wenigen Tagen ihren rechtmäßigen Tod gestorben war. Mehr denn je galt es nun das Bündnis der beiden Nationen enger zu knüpfen und es nicht zerbrechen zu lassen. Und nichts war Kalypso wichtiger als Zosins Erwartungen und Wünschen Folge zu leisten. „Das klingt beinahe danach als müsstet Ihr diesem Ort einen weiteren Besuch abstatten.“, erwiderte die Mätresse mit einem lächelnden, unverbindlichen Klang in der Stimme. Kalypso machte die letzten Schritte auf dem Steg, dann berührten ihre Füße weißen Sand. Die kleine Insel war vollkommen unberührt von menschlichen Veränderungen. Über den Sandboden erstreckte sich das imposante Wurzelwerk des Baumes. Geschlungene Adern aus tiefstem Braun, die sich manchmal dick wie Stämme vom Boden erhoben und manchmal filigrane Schleifen zogen. Dazwischen wuchsen zarte Pflanzen mit kleinen, weißen Blüten. Je weiter die Insel zur Mitte, zum Phönixbaum reichte umso dichter wurde das wirr-verschlungene Wurzelwerk. Wie verdorrte Innereien. Der Stamm des Baumes war so dick und breit, dass sich dahinter sogar eine kleine Hütte verstecken könnte. Hier und da fielen die tiefroten Blätter des Baumes hinab, schwammen an der Wasseroberfläche, um dann langsam zu ertrinken. Der Wind wisperte sein leises Lied durch das Geäst. Es war unmöglich diesen Baum nicht als lebendiges Wesen zu begreifen – so lebhaft und stark war seine Präsenz. Kalypso drehte sich zu Prinz Ishar und auf ihren Lippen lag das einnehmendste Lächeln, das noch jeden Frischverliebten an seiner Loyalität und Treue hätte zweifeln lassen können. „Ich fürchte, mir fehlen angemessene Worte um Euch hier willkommen zu heißen.“ Und obwohl in diesem Augenblick alles so friedlich und einsam erschien, waren die beiden nicht allein. herkunft Capital City
stand Adel
alter 28 Jahre
gender Weiblich
bändigung Luft
beruf Mätresse
größe 1,58
erscheinung
Kalypso ist schön. Sie ist auf eine Art schön, die Menschen dazu bringt sie anders zu behandeln, als würde sie allein durch ihr Äußeres ein besserer Mensch sein. Das honigblonde Haar fällt in dicken Locken über ihren Rücken und ihre Augen sind von einem klaren, himmlischen Blau. Wenn ihr Gesicht ruhig schlummert, hat es fast einen melancholischen Zauber, der gebrochen wird sobald sich die sinnlichen Lippen zu einem Lächeln strecken. Ihre Haut hat eine vornehme Blässe und ihre zierliche, weiche Figur lässt schnell erahnen, dass sie noch nie große körperliche Arbeit leisten musste. Sie ist nicht größer als 158cm und mit ihrem Auftreten ist sie zwar eitel und oft extravagant, aber würde eigentlich nicht sonderlich aus Masse hervorstechen. Unter den zahllosen Schönheiten am Hof mag sie nur eine von vielen sein, keine besondere – trotzdem hat Kalypso das Talent, völlig gleich wo sie steht, zum Mittelpunkt des Raumes zu werden. Wie ein Feuer in kalter Nacht, dem man sich nicht nähert weil es so schön brennt, sondern weil es Wärme schenkt. Fast eine absurde Vorstellung, wenn man den Kern von Kalypsos Wesen erfasst hat, aber ihre Ausstrahlung ist von nichts anderem gezeichnet als spielerischer Herzlichkeit. Wie eine Umarmung und ein Lächeln, wie von Sonnenlicht geküsst zu sein.
Es gibt nur seltene Augenblicke, in denen Kalypso ihr Auftreten nicht unter Kontrolle hat. Etwas, das nicht unbedingt auffällt, denn die Art wie sich präsentiert, passt oft so gar nicht zu den höflichen, kühlen Gebräuchen am Hof. Sie bringt ein anderes Temperament und andere Launen mit, die ausgelassen und wild wirken können. Trotzdem ist Kalypso sich ihrer Stellung sehr bewusst und kann sich, wenn ihr Gegenüber und seine Stellung das fordert ernst und nachdenklich zeigen. Eine dressierte Kunstfigur, wenn man so will, unter deren vornehmer Kleidung blasse Narben am Rücken von ihrer Geschichte erzählen.
gespielt von jui
(sie/ihr)
◇
Gast
05.06.2021, 16:00
Als Prinz hatte er so einiges gelernt, was in den meisten einfachen Kreisen als unbrauchbar angesehen wurde. Lesen und Schreiben, Mathematik, Astrologie, Geschichte und Politik natürlich, die Sitten der gehobenen Gesellschaft, die Namen der wichtigsten Familien der eigenen Nation und auch wirtschaftliche Belange…alles Sachen, die ihm nichts brachten, wenn er im unteren Ring auf einen Schlägertrupp traf, die ihn aber in seiner Welt überlebensfähig machten. Es waren aber auch Fähigkeiten, die ihm die pure und ungeschönte Wahrheit der Gesetze gezeigt hatten. Obwohl er immer sehr offen und zugewandt war, wenn seine Untergebenen mit ihm alleine waren, war und blieb er nun mal ein Prinz. Aufgewachsen und erzogen in diesem Wissen war er nie blind vor Gutmütigkeit geworden und hatte nie vergessen, wer er eigentlich war – auch wenn er sich das oft gewünscht hatte. Er hatte Folterungen und Hinrichtungen beigewohnt und war abgestumpft worden, auch wenn ihn nie eine wohltuende Freude erfüllt hatte, wenn Blut spritzte, Schreie erklangen und Köpfe rollten. Dennoch war ihm klar, welche Taten zu welchen Konsequenzen führten und welche Rechte den Adel dazu befähigten, Strafen durchzusetzen. Shallan war ihm eher fremd gewesen, er kannte sie nicht, nur vom Namen her und hatte sie hin und wieder gesehen, weil sie ja an Sorayas Rockzipfel gehangen hatte. Und jetzt war sie tot. Er hatte sie nett gefunden, aber sie war zu zurückhaltend gewesen, um je ein Wort mit dem Prinzen zu wechseln, der seine eigene Dienerschaft hatte. Ihre Hinrichtung war wohl die Grausamste ihrer Art gewesen, die Ishar je zu Gesicht bekommen hatte und wie verwerflich und widerlich das gewesen war, ließ sich nicht abstreiten, schön reden oder ignorieren und dennoch war er nun hier. Bei einem Ausflug mit der Mätresse des Feuerlords, seiner Gesellschafterin und bestaunte die Schönheit eines übergroßen Baumes mit roten Blättern. Shallan war fort und vergessen, bestraft für ihre Vergehen, entsprechend der Gesetze dieser Nation. Und mit ihr war auch Ishars letzte Hoffnung gegangen, dass der Ehemann seiner Schwester vielleicht doch nicht so schrecklich war, wie die Geschichten einen glauben ließen. Er war in der Tat ein Monster und seine Schwester gehörte hier nicht her. Genauso wenig, wie Shallan hierhergehört hatte, aber Ishar konnte darüber nicht nachdenken. Nicht jetzt, nicht in der feindlichen Nation, wo übersprudelnde Emotionen und Gedanken einen Krieg auslösen könnten, der das Leben Tausender und aber Tausender Unschuldiger gefährdete. Nein, der Prinz war durchaus in der Lage, derlei Emotionen zu einem besseren Zeitpunkt zuzulassen und sich nicht davon übermannen zu lassen, wenn es nicht passte und Kalypso war zweifellos ein äußerst guter Weg, um sich von Hinrichtungen und Ungerechtigkeiten abzulenken.
Nur sehr wackelig war er irgendwann drüben angekommen und hatte deutlich länger dafür gebraucht, als Kalypso selbst. Er war ungeschickt und langsam gewesen, aber die Dame war zu höflich und wohlerzogen, wie es schien, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Vielleicht war sie auch einfach besonders clever, was Ishar ja bereits mehrfach in Betracht gezogen hatte. Clever und berechnend auf die beste Weise, um in ihrer Position zu überleben. Auf sicherem Boden angekommen, schien die Welt stillzustehen. Die Blätter raschelten im Wind, was sich bei der schier unzählbaren Anzahl an Blättern in der Baumkrone laut und mächtig über seinem Kopf anhörte. Einen kurzen Moment musste er den Anblick auf der kleinen Insel auf sich wirken lassen, während er am Ufer des Sees stand und mit großen Augen nach oben sah. Wunderschön. Das Rascheln nahm alles um ihn herum ein und dennoch war es nicht laut, als stünde er neben einer vorbeiziehenden Parade, sondern eher aufregend und belebend. Die Hände hatte der Prinz in die Hüften gestemmt und so lauschte er einen Augenblick, bis die Stimme von Kalypso zu hören war und ihn in ihr betörend hübsches Gesicht schauen ließ. Wenn er nicht verlobt wäre…bei Raava, er wusste nicht, ob er sich dann nicht bereits in wilde Flirtereien mit ihr verloren hätte… „Ich fürchte, mir fehlen angemessene Worte um Euch hier willkommen zu heißen.“ Ishar wirkte etwas sprachlos, während er diesen Ort auf sich wirken ließ, der so dicht am Stamm noch um Einiges spiritueller erschien, als drüben am anderen Ufer. „Überwältigend.“, brachte er dann doch etwas über die Lippen und böse Zungen hätten wohl behauptet, er hätte Kalypso selbst gemeint, als er das sagte und einen Moment lang wieder den Blick schweifen ließ, während er ein paar Schritte vorwärts machte, weg vom nassen Sand am Ufer und über einige der aus dem Boden ragenden Wurzeln hinweg. „Was für ein beeindruckender Baum. Spürt Ihr diese Ladung in der Luft? Als würde hier die Zeit still stehen.“, sagte er und war sich natürlich nicht darüber im Klaren, dass es einzig die Spiritualität des Ortes war, die er hier wahrnahm. Ishar war viel zu verkopft und weltlich orientiert, um etwas anderes, als Physik dahinter zu erkennen. Und während der Prinz so mit großen Augen und staunend in Richtung des dicken Baumstammes weiter ging, regte sich etwas zwischen den Ästen über den Köpfen der beiden noblen Gäste auf dieser Insel. In Rot gekleidet und bestens im Klettern und Verstecken erprobt, wartete dort ein Vermummter schon seit Längerem auf der Lauer. Die Verbindung zwischen Erdkönigreich und Feuernation traf nicht im gesamten Land auf bedingungslosen Zuspruch, nein. Als Rebellion wurden sie abgestempelt und alle in einen Topf geworfen, die nicht im Sinne des Feuerlords handelten. Aber diese Männer hier glaubten doch wirklich, eher im Sinne der Feuernation zu handeln, als der amtierende Lord es tat. Das Erdkönigreich einzuladen und zu bewirten, wie Gäste, war falsch. Es setzte das falsche Zeichen und widersprach allem, was die Menschen hier brauchten, da waren die Männer in den Bäumen sich sicher und so war es nun der Prinz, der ihren Hass zu spüren bekommen sollte. Er war hier kein Gast und er würde als Exempel dienen, um klar zu machen, dass die Feuernation kein Land der Allianzen war, sondern eines der Kämpfer und Sieger, man unterwarf sich keinem falschen Frieden und holte sich nicht den Feind ins Bett. Also war ein riesiger Komplott entstanden, der nun hier und heute dazu geführt hatte, dass der auserwählte Assassine der Rebellion darauf wartete, den Gast hinzurichten. Und während die Wachen in Grün und Rot über die Brücke zum Festland stolperten, war der Moment gekommen, in dem der Kopf des Prinzen rollen würde. Er hatte sie genau beobachtet, die beiden Ankömmlinge und kaum dass Ishar weiter auf die Insel gekommen war, sich umschaute und unachtsam den Blick schweifen ließ, war der Moment des Angriffs gekommen. Mit einem Mal landete der Mann auf dem Boden, vermummt in roter Stoffbekleidung, hatte er an alles gedacht, was es brauchen würde, um dieses Attentat durchzuziehen. Ein Boot auf der Rückseite der Insel, versteckt unter Gräsern und zwischen Sträuchern, eine Klinge und Seile, eine gebührende Rückendeckung… Kaum dass der Angreifer auf dem Boden aufgekommen war, schlug er mit seinem Dolch das erste Seil der Brücke entzwei und holte in einer geschmeidigen Bewegung aus, um seinen Dolch als Wurfmesser in den Bauch des Prinzen zu schleudern… größe
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april 2023
plot
entre: prince de soleil
Midway upon the journey of our life I found myself within a forest dark, For the straightforward pathway had been lost. Ah me! how hard a thing it is to say What was this forest savage, rough, and stern, Which in the very thought renews the fear. So bitter is it, death is little more; But of the good to treat, which there I found, Speak will I of the other things I saw there. I cannot well repeat how there I entered, So full was I of slumber at the moment In which I had abandoned the true way.
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